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Dieser Blog ist ein Sammelsurium von Gedichten.

Sonntag, 27. Februar 2011

Die Hure Hans Zimmer

Ich würde gerne zur mittelalterlichen Tradition zurückkehren und Menschen an den Pranger stellen. Ich würde mir Menschen aussuchen, die aus Gier und Opportunitätsfreiheit Mist bauen, ihre Seele verkaufen und darüber belanglos werden.
Hans Zimmer gehört zu denen, ist Komponist von Soundtracks für Hollywood. Seiner Arbeit fehlt Konstanz, also roter Faden, an dem man sieht, was das künstlerische Motiv, dem er folgt, ist. Aber das fehlt völlig. Er ist eben kein Enio Morricone, kein Angelo Badalamenti und ich will mir nicht vorstellen, dass er diese Vorbilder verfolgt - rein ich würde mich nochmehr für ihn schämen. Es kommt nicht zusammen, wenn man alle Angebote annimmt. King Athur passt nicht zu Rain Man. Ich führe sie gerne, diese Diskussion über das künstlerische Gewissen, gerade parallel am Telefon.
Polarkreis 18 sind das nächste gute Beispiel dafür: Vergleiche ich den ersten Auftritt in Riesa mit dem Maß an Gegenwehr, dem Gedanken gegenüber, heute für eine Konzertkarte dieser Band Geld auszugeben, dann ist der Abstand schon groß. Natürlich kann nicht jeder Idealist sein und sich sagen, dass er seine Passion neben einer anderen Profession betreibt. Man muss in Deutschland einen gewissen Teil auf dem Mainstream fahren, um davon leben zu können. Ich frage mich nur wie Silbermond und Juli nachts schlafen.
Warum muss Liam Gallagher ohne seinen Bruder Noel weiter machen und Unsinn spielen, wo er doch weiß, dass Noel der Kreative war. Jetzt sitzt er da, muss sich 50 Minuten mit den verbliebenen Mitgliedern von Oasis aus dem Ohrläppchen pressen, um noch im Mund der Öffentlichkeit zu klingeln. Der ist doch reich genug, der kann doch gehen. Für seinen Platz an der Katermorgensonne können sich die Talente unterhalb der Falltür noch so sehr dagegen stämmen, sie werden sie nicht auf bekommen, so lange der Liam da drauf steht und damit der Lüge über die Krise der Musikindustrie Heimat gibt.
Wenn der Liam dann am Pranger steht, werde ich mich fragen, ob ich genug Leute finde, die ihn mit mir anspucken gehen, oder ob nicht das Gros frisst, was man ihnen vorsetzt, weil sie wie die Schweine am Trog, nichts anderes gewohnt sind Wie auch der Film Free Rainer behauptet. Ich bin geneigt da mitzugehen und mich nochmal fix zu schämen. Leider sind fehlende Scham und gelpante Verdummung keine Verbrechen. Geschmackskonstruierung ist es auch nicht. Der Mensch ist so mit Kaufen beschäftigt, dass ihm keine Zeit mehr bleibt, Sleeping at Last zu hören.
Ich freue mich schon über die Plattenkritiken im Spiegel, die thematisieren wenigstens noch Radiohead, aber in Ermangelung guter Radiosender in diesem Bundesland, bleibt Genuss ein Luxus des Bildungsbürgers. Ich saß letztens mit einem Redakteur der Bild im Auto, lange im Auto und ich wollte alles wissen. Ich wollte wissen, ob sie sich im Klaren sind, für welche Schicht sie schreiben und wie sie das hinkriegen, dass eben diese Schicht nie ausstirbt. Ich hielt es für einfach so zu schreiben und er machte mir die Schwierigkeit dessen bewusst. Schreib mal achtzig Zeilen nur Hauptsätze, Kommata nur in Aufzählungen. Die wissen sehr wohl, dass ihr Publikum dumm ist und das soll auch so bleiben. Dieser Mensch war nett, interessant und klug und das macht ihn gefährlich. Ohne Alkohol wäre dieser Job nicht möglich und auf dem Gang steht der Bierautomat. Wenn Menschen also in der Wahl ihrer Informationsquelle schon scheitern und nur Pappe kauen, können sie denn dann überhaupt dazu gebracht werden in der Wahl ihrer Unterhaltung über den Tellerrand zu schauen, Alter?
Gibt es heute überhaupt ein Medium in der Kunst, außer der bildenen und dem Theater, die Substanz zu ihrem Hauptinhalt zu machen im Stande ist und wollen die das? Würde mehr Respekt vor Popkultur in den Augen der Kulturmacher, gute Künstler einem größeren Publikum zugänglich machen? Herrenmagazin in der Semperoper und Hunderte zum Weinen bringen? Ich mag die Vorstellung, wie dem Herrn das Monokel entgleist, wenn ihm seine stringente Borniertheit ins Gesicht gesungen wird: "Keiner will so sein, doch alle sind so" (aus: Herrenmagazin "alle sind so").
Ich muss Bande schließen mit dem Grand Hotel van Cleef. Dem Thees und dem Marcus mal sagen, die sollen mehr in Dresden machen und mit dem Revolluzerbus durch Innenstadt. Träume über Träume. Nur, wäre es gut, wenn alle Gutes gut fänden? Ich glaube dann wäre ich Elektrofan und würde das hier nicht schreiben.

(müsste K.)

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