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Dieser Blog ist ein Sammelsurium von Gedichten.

Sonntag, 27. März 2011

Wie ich zum Müllsünder wurde.

Sonntag:

Wir beiden sind nun seit gut einem Monat ausgezogen. Der letzte Schritt solch einer Aktion ist immer sich irgendwie die nicht unbeträchtliche Kaution zu ergaunern. Dem stehen jedoch zwei Dinge im Weg: Berge von Müll und Flaschen und wir sollen streichen. Beides hassen wir, sonst wären wohl auch die Wände nicht so nikotingelb. Wir haben das sehr lange vor uns her geschoben und immer wieder die absurdesten Aureden gefunden es nicht zu tun, jedoch ist der Monat bald rum, wir zahlen schon längst keine Miete mehr und jetzt geraten die Tage ab dem 27. März zur Schweißaktion.
Die Flaschen nerven völlig. Wir haben wohl schon mal vor einem Jahr eine Fuhre davon weggebracht, bei der Menge die ich vor mir sehe, denke ich allerdings das geträumt zu haben. Der Container ist nicht am Ende der Welt, jedoch weit genug weg, da nicht hin zu wollen, außer man muss eben. Es sind doch tatsächlich vier große Ikeatüten und mehrere Edekabeutel voll. Das Klirrkonzert ist wahrhaft meisterlich. In denen diesen Parkplatz umgebenden Gebäuden werden erboßt Fenster geschlossen. Was fällt uns auch ein Sonntag 15 Uhr so einen Radau zu machen?
Seine Möbel sind noch zur Hälfte in der Wohnung verteilt. Wir beschließen für den nächsten Tag nochmal einen Transporter zu leihen, um die Wohnung nun endgültig auszuräumen. Da fällt mein Blick auf etwa 8 Müllsäcke, die in der Ecke liegen und deren Inhalt ich nur zu genau kenne. Von Trennung keine Spur. Müll, Essensreste, Rohlinge, Kleidung, Technik, Papier, eben alles was man wegwirft, wenn man eine Wohnung auflöst. Nur können wir das nicht einfach vors oder hinters Haus stellen, wenn wir doch die Einzigen sind, die gerade ausziehen, muss man nicht Columbo sein, um uns auf die Schliche zu kommen. Mir kommt der Transporter wieder in den Sinn und ich beschließe meinem ehemaligen Mitbewohner zu einem Umweltverbrechen zu raten. Nicht ganz Japan, aber immerhin. Sobald es morgen dunkel ist werden wir uns wohl an einem nahegelegenen Waldstück verlustieren.
Das Streichen nervt mehr, als ich dachte. Wir haben keine Musik und er will erstmal alles abkleben. Ich halte mich für so versiert keine Flecken zu machen, eine halbe Stunde später gebe ich ihm Recht. Ich war sogar so mutig mit neuer Hose und neuen Schuhen hier aufzutauchen und muss es nicht bereuen, kein einziger Fleck, HA!
Das blöde an weißen Wänden ist, dass man nie sieht, wo man schon gestrichen hat, was uns bleibt ist die Vermutung und immer wieder gegen das Licht schauen, ob sich denn schon was verändert hat. Dachschrägen sind das nächste Übel, das geht ins Kreuz.
Ich hasse es, Ich hasse es, ICH HASSE ES!

Montag:

Der Transporter hat viel zu viele PS für meine Lust zu fahren, wie mit dem Go-Kart in den Kreisverkehr und über Bordsteine räubern. Auf dem Parkplatz musste noch fast eine E-Klasse dran glauben, was soll das aber auch, über Spiegel fahren, das ist doch nicht schön. Mein Mitbewohner bekommt es mit der Angst zu tun, also fahre ich jetzt mit 20km/h in unsere Straße ein damit der sich wieder beruhigt. Schwere Scheiße schleppen die Vierte. Dieser Umzug dauert eindeutig bereits zu lang. Ich kann keine Treppen mehr sehen. Warum ziehe ich auch immer so weit nach oben? Den ganzen Tag plagt mich dr Gedanke an die illegalen Säcke. Wo nur hin mit dem Mist. Zum Glück wird es schon vor acht dunkel.
Treppen rauf Treppen runter, drei Stunden später ist es geschafft, es bleibt: der Müll. Wie die Panzerknacker fahren wir im Dukeln durch die Stadt, immer Ausschau haltend nach Containern ohne Schloss, weit ab von der Straße, wo keiner wohnt. Überall Lichter, Menschen, Autos, potentielle Judasse. So viel Eier haben wir nicht einfach hier zu halten. Wir fahren ziellos umher, er bekommt eine SMS. Am Studentenwohnheim stehen große Tonnen ohne Schloss, Deal. Mit ausgeschlateten Scheinwerfern aufs Gelände, Seitentür auf und ab dafür. Keine zwei Minuten später geht die Tür nicht mehr zu. Wir ziehen, schieben und fluchen beide, man wird uns entdecken. Wir suchen nach einem versteckten Mechanismus, finden aber nur Gewalt, die das Problem dann auch löst. Gut für heute, morgen wird wieder gestrichen. Der Übergabetermin wurde nochmals verschoben, wir haben Zeit bis Donnerstag.

Dienstag:

Küche und ein weiteres Zimmer gestrichen. Wir sehen aus wie Koksschlümpfe und arbeiten bis es dunkel wird und wir keine Lust mehr haben.

Mittwoch:

Morgen wirds ernst, heute muss alles fertig werden. Wir beginnen mit dem entgültigen entmüllen der Wohnung. Mir fällt der Keller ein, Flaschen und Klamotten. Also noch ne Tour. Vergeblich suche ich eine Stunde nach einem Altkleidercontainer, finde keine, stelle meinen Wäschesack in der neuen Wohnung auf den Dachboden. Nächstes Übel, die Kammer des Schreckens. Halbe Treppe, beim Einzug gefüllt und seit dem nicht mehr hinein geschaut. Als sie offen ist wissen wir warum. Unsre Umzugskisten von damals und drei unaudgebaute Schränke, Bretterhaufen plus ein Teppich. Wir beschließen all das in der Hof zu stellen, denn da war schon einer vor uns böse. Die Kartons baue ich auseinander und finde einen Rest Einzugspizza. Kein Stück Schimmel dran, was tun die da rein?
Streichen bis 18 UHr dann kehren, Farbe abkratzen, wischen. Alle Lampen abgebaut, 20 Uhr wirds dunkel, nicht gut zum Putzen. Bleibt noch was für morgen. Zu Hause bin ich so alle, dass ich mich kaum noch bewegen kann. Mir tut meine linke Arschbacke weh, da war ich am Montag drauf gefallen, Schmerzen bei jeder Treppenstufe.

Donnerstag:

Zwei Zimmer wischen. Schnell gemacht. Wohnung leer, endlich! Ich gehe baden, denn meine Arme ziert noch Farbe von gestern, bin morgens nicht zu Duschen gekommen. Kaffee, Kippe, Übergabe. Nette Frau, genügsame Frau. Wunder oh Wunder, wir bekommen unsre Kaution zurück, wenn die wüsste. In sechs Wochen, naja wenigstens überhaupt.

Ich ziehe erst wieder um, wenn ich reich genug bin jemanden dafür zu bezahlen, mir das alles vom Hals zu halten. Oder ich werfe beim nächsten Mal einfach ein Streicholz auf den bezingetränkten Restmüllhaufen und kassiere fett Versicherung. Irgendwie, nur nie wieder so.

(müsste K.)