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Dieser Blog ist ein Sammelsurium von Gedichten.

Sonntag, 27. Februar 2011

Die Hure Hans Zimmer

Ich würde gerne zur mittelalterlichen Tradition zurückkehren und Menschen an den Pranger stellen. Ich würde mir Menschen aussuchen, die aus Gier und Opportunitätsfreiheit Mist bauen, ihre Seele verkaufen und darüber belanglos werden.
Hans Zimmer gehört zu denen, ist Komponist von Soundtracks für Hollywood. Seiner Arbeit fehlt Konstanz, also roter Faden, an dem man sieht, was das künstlerische Motiv, dem er folgt, ist. Aber das fehlt völlig. Er ist eben kein Enio Morricone, kein Angelo Badalamenti und ich will mir nicht vorstellen, dass er diese Vorbilder verfolgt - rein ich würde mich nochmehr für ihn schämen. Es kommt nicht zusammen, wenn man alle Angebote annimmt. King Athur passt nicht zu Rain Man. Ich führe sie gerne, diese Diskussion über das künstlerische Gewissen, gerade parallel am Telefon.
Polarkreis 18 sind das nächste gute Beispiel dafür: Vergleiche ich den ersten Auftritt in Riesa mit dem Maß an Gegenwehr, dem Gedanken gegenüber, heute für eine Konzertkarte dieser Band Geld auszugeben, dann ist der Abstand schon groß. Natürlich kann nicht jeder Idealist sein und sich sagen, dass er seine Passion neben einer anderen Profession betreibt. Man muss in Deutschland einen gewissen Teil auf dem Mainstream fahren, um davon leben zu können. Ich frage mich nur wie Silbermond und Juli nachts schlafen.
Warum muss Liam Gallagher ohne seinen Bruder Noel weiter machen und Unsinn spielen, wo er doch weiß, dass Noel der Kreative war. Jetzt sitzt er da, muss sich 50 Minuten mit den verbliebenen Mitgliedern von Oasis aus dem Ohrläppchen pressen, um noch im Mund der Öffentlichkeit zu klingeln. Der ist doch reich genug, der kann doch gehen. Für seinen Platz an der Katermorgensonne können sich die Talente unterhalb der Falltür noch so sehr dagegen stämmen, sie werden sie nicht auf bekommen, so lange der Liam da drauf steht und damit der Lüge über die Krise der Musikindustrie Heimat gibt.
Wenn der Liam dann am Pranger steht, werde ich mich fragen, ob ich genug Leute finde, die ihn mit mir anspucken gehen, oder ob nicht das Gros frisst, was man ihnen vorsetzt, weil sie wie die Schweine am Trog, nichts anderes gewohnt sind Wie auch der Film Free Rainer behauptet. Ich bin geneigt da mitzugehen und mich nochmal fix zu schämen. Leider sind fehlende Scham und gelpante Verdummung keine Verbrechen. Geschmackskonstruierung ist es auch nicht. Der Mensch ist so mit Kaufen beschäftigt, dass ihm keine Zeit mehr bleibt, Sleeping at Last zu hören.
Ich freue mich schon über die Plattenkritiken im Spiegel, die thematisieren wenigstens noch Radiohead, aber in Ermangelung guter Radiosender in diesem Bundesland, bleibt Genuss ein Luxus des Bildungsbürgers. Ich saß letztens mit einem Redakteur der Bild im Auto, lange im Auto und ich wollte alles wissen. Ich wollte wissen, ob sie sich im Klaren sind, für welche Schicht sie schreiben und wie sie das hinkriegen, dass eben diese Schicht nie ausstirbt. Ich hielt es für einfach so zu schreiben und er machte mir die Schwierigkeit dessen bewusst. Schreib mal achtzig Zeilen nur Hauptsätze, Kommata nur in Aufzählungen. Die wissen sehr wohl, dass ihr Publikum dumm ist und das soll auch so bleiben. Dieser Mensch war nett, interessant und klug und das macht ihn gefährlich. Ohne Alkohol wäre dieser Job nicht möglich und auf dem Gang steht der Bierautomat. Wenn Menschen also in der Wahl ihrer Informationsquelle schon scheitern und nur Pappe kauen, können sie denn dann überhaupt dazu gebracht werden in der Wahl ihrer Unterhaltung über den Tellerrand zu schauen, Alter?
Gibt es heute überhaupt ein Medium in der Kunst, außer der bildenen und dem Theater, die Substanz zu ihrem Hauptinhalt zu machen im Stande ist und wollen die das? Würde mehr Respekt vor Popkultur in den Augen der Kulturmacher, gute Künstler einem größeren Publikum zugänglich machen? Herrenmagazin in der Semperoper und Hunderte zum Weinen bringen? Ich mag die Vorstellung, wie dem Herrn das Monokel entgleist, wenn ihm seine stringente Borniertheit ins Gesicht gesungen wird: "Keiner will so sein, doch alle sind so" (aus: Herrenmagazin "alle sind so").
Ich muss Bande schließen mit dem Grand Hotel van Cleef. Dem Thees und dem Marcus mal sagen, die sollen mehr in Dresden machen und mit dem Revolluzerbus durch Innenstadt. Träume über Träume. Nur, wäre es gut, wenn alle Gutes gut fänden? Ich glaube dann wäre ich Elektrofan und würde das hier nicht schreiben.

(müsste K.)

Nur nicht heute

Ich wehre mich gerne gegen den Morgen, heute auch. Dann fiel die Milch vom Fenster, lieferte mir den Gang ins Bad. Dieser Nulltag wird genau das, null, oder wir geben ihm Sinn? Nein das ist mir zu prätentiös. Ich gehe auf Arbeit meinen Namen googlen und Google kennt mich nicht. Wie habe ich das nur wieder gemacht? Mir ist so langweilig, ich bin auf nichtlustig.de und denke an Sekretärinnen die sich dabei den Arsch ablachen, sollen sie, Spiegel-online ist dann doch mehr mein Humor. Der Guttenberg heißt „Copy & Paste-Minister“ classic. Wo will ich damit hin und warum ist mir das nicht eingefallen?
Ich denke an den perfekten Popsong und ob ich den schon kenne, manche nennen ihn Freebird (Cause I'm as free as a bird now, And this bird you'll never change), aber dann wäre die Suche vorbei. Ich habe ihr wohl mein Leben verschrieben. Dredg live at the Fillmore ist besser als, nein das ist zum flach, stimmt aber. Nur ist Sex fundamentaler, animalischer und überhaupt der Grund, warum Kunst entsteht. Ich bin der festen Überzeugung, dass alles was wir tun, der Fortpflanzung dient, bei manchen ist es einfach offensichtlicher. Mann, jetzt langweilige ich mich schon selbst. Dieses Medium ist toll, seine Meinung in den Äther zu blasen, scheiße nur, wenn sie schon jeder kennt, weil sie so viel Substanz hat wie Spruchklopapier. Ich sollte Pornoskripts schreiben oder eben auch Copy & Paste als Stil etablieren. Die Fragmente und Sätze auf diesem Laptop zusammenschieben und dann – wenn ich ganz viel Hure spiele – merkt es keiner.
Ich schreibe also wieder darüber nicht schreiben zu können. Das ist nicht sehr lesbar.

(müsste K.)

Samstag, 26. Februar 2011

Lass es sein und lass es bleiben, lass das ganze blöde Treiben

Er war in ihrem Zimmer, sie hatten sich geliebt, ab dann war er da immer, war ihrer Liebe Dieb. Es kam so schnell für beide, sie hatten sich gesehen und zu schnell und zu bescheiden konnten sie es nicht verstehen. Da war der Sommer in den beiden und der Winter wog so schwer, sie konnten an einander leiden und gaben das nicht her. Diese Zeit war so gediegen und sie beide konnten sein und auch wenn sie schwiegen, waren sie nicht mehr allein. Sie teilten Schritte mit Musik und draußen gingen Leben, sie wollten alles bis er schwieg, sie wollten alles dafür geben.

Sein Kopf war ihr Bauch und ihre Schenkel waren auch, so gelegen gekommen, wurden zu oft vernommen. Wenn sie wieder und wieder den andren nachts weckten, sie verschlafen sich unter Kissen versteckten, war es schön bis es schwierig, war es genug bis es gierig:

Schneide nie des Andren Bauch
Und sei so wie du bist
Sonst ist es das auch
Was du an ihm vermisst

Schlichte nie, doch sprich es aus
Denk doch nicht so viel
Schlichte nie, doch sprich es aus
Denk doch nicht so viel

Beide waren große Dinge, beide waren viel zu viel, und es war was einen abstieß und im Gleichen doch gefiel. Schlimm ist alles, doch schlimm ist anders, wenn du alte Wege wanderst. Geh nur nie den Weg zu ihr, denn sie ist nun nicht mehr hier.

(müsste K.)

Freitag, 25. Februar 2011

Wenn dein Leben ein Film ist, schmerzt es immer die Filmrolle zu wechseln

Wenn es niemals anders war, niemals war es gut
Ich dreh mich um die Bäume, nerv diesen Wald aufs Blut
Und was ich nicht versäume, wird grade jetzt genug
Ich geh zurück in verpasste Träume
Leg einen Scheit auf den Stapel, der Wahnsinn betrug

Ich tausche 5 gegen 20 und 4 gegen 8
Ich strample es weg und an sich, hätt´ ich das nie gedacht
Warum bin ich so müde? Was hab ich gemacht?
Mein Herz ist ein Tänzer auf Scherben in der Nacht
Ich schlafe ohne Decke, gekauert
werf dabei alles um
Es ist in Chaos gemauert
Warum bring ich immer alles um?

Ich bin jetzt 5 Betten weiter,
seit das letzte gewann
War am goldenen Reiter
als der Unsinn gewann

Sid und Nancy, ich bin Sid
Du verblutest in der Ecke
deine Haare nehm ich mit
Ich ess sie auf bis ich verrecke

(müsste K.)

Du sagtest einmal...ich hörte dir nicht zu

Es juckt in meiner Brust,
wieso werd ich dich nicht los?
Jedes Mal, wenn ich den Tag versuche
abzustreifen, sitzt du neben mir
und lachst in einer Sprache
die ich noch nie so recht
verstand.

Ich suche Ruhe in der Nacht,
wieso wird es nicht mehr hell?
Jedes Mal, wenn ich den Schlaf versuche
einzufangen, liegst du neben mir
und fühlst in meinen Kopf
fast wie es früher
einmal war.

Ich blute unsren Frieden aus,
habe mich verstiegen in ein Bild von dir,
die Zeichnung unsrer Liebe,
auf Butterbrotpapier.
Jedes Mal, wenn ich mein Herz versuche
freizugeben, stehst du da
und sagst das Unaussprechliche.

Ich bin des Abschiedsagens müde
ich höre sowieso nicht zu
hab die Lust daran verlorn, doch
du,
sagtest mal, es gebe keine Wahl
ich schmecke diese Einsicht täglich,
schal,
ist sie mir geworden,
bleibt mir ewig auf der Zunge
ich huste,
keuche,
schlucke Stahl,
noch ein wenig
dann wird es endlich dunkel,
sich selbst nicht spüren zu müssen
ist die beste Wahl
die Stelle, an der du mal lagst,
war sie schon immer?
Sie ist kahl.

(Anschein Punkt)

Samstag, 19. Februar 2011

Über unsrer Spüle hängt Pete Doherty

Abschiede waren schon immer Dinge von der Art die mir nicht liegen, die ich nicht kann. Irgenwas in mir sperrt sich und bekomme kein Wort raus und bete um das Ende wie bei einer Folge Stromberg. Fremdschämen fällt in die selbe Kategorie.
Heute gehen zwei Jahre zu Ende, zweienhalb eigentlich. Dieser Abschied ist keiner von einer Frau oder einem Verwandten, dem geliebten alten Auto oder der gehegten Plattensammlung. Es ist der meiner Wohnung und damit meines Mitbewohners. Natürlich werde ich nostalgisch, fasse alte Dinge an und Bilder kommen. Das ist für jeden schlimm. Die Geschichten dieser vier Wände sind verschwommen als auch zahlreich und zu neunzig Prozent alkoholindiziert. Wie ich nackt vor meinem Laptop saß und "To much love will kill you" sang, wie dieses Lied zu unser Hymne wurde, wie wir es voller Vodka auf unserem Couchtisch stehend in die Nacht schrien und um unsre Freiheit beneidet wurden.
Zwei Jahre, von denen jeder einzelne Tag mit einem Bad begann, er saß rauchend auf der Waschmischine und wir redeten endlos über unsre Beziehungen, warum diese Stadt so zum kotzen ist, wer wovon keine Ahnung hat und warum wir überhaupt die coolsten sind.
Eines Abends, wir waren zu dritt, ging er mit einem Freund zu Sido, ich blieb und spielte alleine Wii. Nie unter Rotwein Bogenschießen, geht schief, ich schwöre.
Später teilten wir unseren desolaten Zustand auf der Tanzfläche der örtlichen Diskothek. Ich fiel und mir fiel ein, ich könnten gehen. Wir waren in dieser Nacht sicher vom Teufel besessen, anders kommen folgende Vorkommnisse nicht zusammen. Wir wachten auf, jeder in einem anderen Bett als er eingeschlafen war. Fassungslosigkeit machte sich breit. Mein Mitbewohner fand meine Socken im Ofen. Auf die Frage was das denn solle, entgegnete ich patzig, er solle froh sein, wir wären in der Nacht davod keine Väter geworden. Und wieder war es Vodka, die Nähe zu Polen macht dieses Getränk zu naheliegend, wir sollten Prozente bekommen.
Ich weiß nicht mehr wie oft ich diese Geschichte schon erzählt habe und wem alles, ich löse hiermit das Versprechen ein sie nieder zu schreiben.
Über unsrer Couch hängt Klaus Kinski in fötaler Haltung am Daumen nukkelnd auf ein Frau, Bild mit Titte, perfekt für eine Männer-WG. Meine Exfreundin hasste es und wollte es nirgends. Darunter hängt die Chiefspruchliste. Jedes Mal wenn einer etwas politisch unkorrektes sagte bekam, er einen Strich. WM 2010 Deutschland-Argentinien 3:0, Torchance für Argentinien. Ich "Aber wir werden doch jetzt kein Tor kassieren?" Er "Aber nicht von Kolonie!" Dafür gabs nen Strich und einen Facebook Status Deutschland gegen Nazideutschland 4:0. Daneben hängt eine Setlist, einer Band, die wir inzwischen kennen, den Weg dieses Schriftstück dahin noch nicht.
Ich musste heute unsre Technikschulblade ausräumen, die war voller Receiver, 4 Stück haben wir in 2 Jahren verbraten, fünfter in Arbeit, guter Schnitt. Es ist so vieles so absurd. Drei Anlagen, wir hatten überall Musik, sogar durchs Fenster. Da wohnt gegenüber so ein vernachlässigter, schwer drogensüchtiger Teenager der sich immer auf dem Fensterbrett Crystal zieht. Und der versucht so doll Gitarre zu spielen, jeden Abend um acht. Zuerst "Thunderstruck" von AC/DC, dann "Killing in the name of" von Rage against the machine und weil das alles noch nicht so richtig klappt endet die Einlage immer mit "Sweet home Alabama" von Lynyrd Skynyrd. Ich habe auch schon die Boxen ans Fester gestellt und mit Slipknot geantwortet "people = shit", hat er nicht verstanden, schade. Wenn der mal ne Band hat, werfe ich ihm aus der ersten Reihe ne Flasche an den Kopf.
Es ist der Abschied von einem gleichen Paar, wir sind beide Walter Matthau. Zwei Nerds müssen jetzt ihre Frauen belasten. Wir wussten beide genau die Hälfte über Musik, Filme und Bücher von dem was es darüber zu wissen gibt. Zeit mit uns war immer eine Qual, was uns aber herzlich egal war. Wir bekamen uns die Haare, weil ich fand, dass asiatische Filme öde sind: Alle sehen gleich aus und sind zu gleich wenig Mimik fähig. Dass das rassistisch ist, war nicht sein Problem, meine schiere Ignoranz gegenüber diesen Werke schon. Ich empfand es als infame Behauptung Jupiter Jones wären unnötig, denn Turbostaat gäbe es schon. Sturen Menschen sollte es verboten sein, über Kunst zu streiten, besonders wenn die Wände so dünn sind und die niedliche Nachbarin ein kleines Kind hat. Über unsrer Spüle hängt Pete Doherty, dieser Satz hätte für die ganze Geschichte stehen können, hätte alles gesagt. So unwahrscheinlich wir unsre Kaution zurück bekommen so unwahrscheinlich wird mir das Fehlen. Wie sorgfältig wir unser Parkett aufgequollen haben. Die Flecken an der Wand, da hat jemand dagegengebrochen, Namen werden nicht genannt.
Eigentlich sollte er diesen Text schreiben, es ist der talentiertere von uns beiden. Er machte sich so gerne über Charles Bukowski lustig und das jeder so schreiben könnte, nahm sich eine halbe Stunde, kam mit einem Text wieder "Als ich einmal Charles Bukowski war" und ich bin vor Lachen von der Couch gefallen.
Die Deckenlampe des Wohnzimmers ist pure Fahrlässigkeit, mit Isolierband an die Decke geklebt, hängt an einer Bahn und wird runterfallen wenn der letzte die Tür hinter sich zumacht und der letzte WG-Hugo im Klo versunken ist, aber das dürfte dauern. Ich überlege welcher Essensrest in den Jahren wohl am übelsten roch, sicher was auf Milchbasis, masochistischerweise musste ich immer dran riechen, um zu checken ob wir gescored haben. Wir haben gelernt, das auch Kaffee schimmeln kann, schlicht man muss ihm die Zeit zur Reife geben. Die Küche ist raus, habe darüber unsren Topfdeckel gefunden.
Mit der nächsten Woche haben wir wohl auch den Krieg gegen das Fensterputzen verloren. Aber ist für den Nachbieter auch besser nicht ohne Zeitgefühl leben muss, weil er die Sonne nicht sieht. Schräge Dachfenster sind aber auch Bitches. Im Winter immer zugescheit, dann läuft im Frühling die Brühe drüber und dann will der Dreck wieder keiner gewesen sein. Wenn man sie bei Regen aufmacht gibts nen Kurzen im Receiver, so ist unser erster gestorben.

(müsste K.)

Im Winter ist der Brunnen aus

Der Tag, an dem das Pochen kam
kroch es langsam in den Rachen
mir die Lust zum Atmen nahm
Er fällt sich selber, dieser Stamm

Lange Zeit wird große Feind
Ich rieche nur noch Wegesrand
Es wird zum Keil, was uns geeint
Und morgen wird zum Meer gesandt

Ich denke wieder oft ans Fallen
mir wird dann wohlig warm im Bauch
Ich würde dir so gern gefallen
Und dir unser Leben auch

Ich bin so müde vom Gestrüpp & Treiben
Ich kann so vieles nicht mehr hören
Ich will weg und ich will bleiben
Ich will hier einfach nicht mehr stören

(müsste K.)(danke an Two Gallants)

Mittwoch, 9. Februar 2011

Die Sage von einer Geschichte über ein Gerücht, oder leck mich!

Ich habe mal gelesen, dass eine Stadt eine gewisse Einwohnerzahl benötigt damit ein Freudenhaus in selbiger ansässig wird. Ähnlich wie bei Star Bucks oder Mc Donalds. Ich befinde in einem Kaff in der Nähe von München. Bayern selber reicht ja als Fakt schon aus, um jemanden einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen. Addiert man dazu noch das Wort Provinz ist es nicht mehr weit zur Selbstmordpille. Und genauso schauen die hier alle. Die Blicke haben etwas vom heimlichen Akt des Aufgebens. Aufgeben von Träumen, zum Beispiel der davon kein Bayer zu sein. Heimlich stellt man sich Fragen, ganz ganz leise: „Warum haben wir einen Mc Donalds und einen Burger King aber nix zum ficken?“
Ich war immer gegen die Bezeichnung „wilder Osten“. Ich möchte wirklich wissen, wer die Idee zu diesem Terminus zuerst hatte, denn umso mehr Zeit ich hier verbringe, desto mehr kann ich diese beiden Worte verstehen. Ich habe mit gestern schuldig gefühlt ein Zigarette auf der Straße auszutreten. Am Samstag war ich in einem großen, vollen Club der einzige Tänzer. Der goldene Westen hat sich hat sich satt gefressen, ist dick geworden, die Matratze ist durchgelegen und von Kuhlen übersäht. Woran ist er so satt geworden? So fragt sich doch jeder Mann hier:“Wie bin ich vom Scheiße fressen nur so fett geworden und warum trägt meine Frau im Frühling immer Bart? Warum schauen wir uns nicht mehr in die Augen und warum brauchen wir Alkohol und Publikum um uns zu streiten?“
Hier wird der Schwanengesang zum beliebtesten Klingelton und um sechs geht das Licht aus. Natürlich tue ich hier niemandem recht und bin wahrscheinlich selber Schuld und ein Opfer meiner Ansprüche. Ich mag meine Menschen ehrlich und blasphemisch und das ist hier einfach zu viel verlangt. Ich bin gefangen in dieser Region von Deutschland, in der das Bier nicht schmeckt und man zum Rauchen raus muss, das ist abartig und unmenschlich. Die ziehen sich den Tabak durch die Nase um nicht frieren zu müssen. Ich leide unter strikter Mentalitätsverweigerung.

Der Text macht gerade eine Kurve, raus aus Hass hinein in Schmerz und das Vermissen.

Mein Magen fühlt sich an wie voller Scherben. Wieso ist das Tauschgut nur so verdorben. Was lies ich für so lange Zeit zurück und kann es nicht einfach anfassen? Ich liebe so stark, dass das Fehlen des Projektionssubjekts einem Totalausfall gleich kommt.
Ich träume vom Verlieren und wache mit einer Angst auf, die mir neu ist. Ich mag am Morgen die Augen nicht öffnen, denn bis dahin bin ich noch bei IHR. Der Morgen schreibt mir „einsam“ aufs Gesicht und ich kann es nicht herunterreiben. Ich schreie die Sonne an, denn ich habe mit dem Regen in einem Bett geschlafen, dass zwei Matratzen hat, um mich zu ärgern. Gegen Mittag kehre ich die Haare zusammen, die ich mir am Abend zuvor herausgerissen habe. Mein Kopf sieht aus, wie der von Marie Curie.
Es ist eklig sich so abhängig zu machen oder machen zu lassen, sollte man meinen. Warum? Wen soll ich denn halb lieben? Ohne wen soll ich denn bitte auskommen können? Wie wäre das Gefühl zu jemandem, den man entbehren kann? Wäre es nicht verzichtbar verzichten zu können?
Wenn ich die Menschen in dieser Stadt sehe, möchte ich gerne brechen. Da können diese Menschen wahrscheinlich nicht viel für. Sind einfach die falschen, aber das könnten genauso gut Franzosen sein. Zu zweit ist Vieles sehr viel aushaltbarer, aber da schreibe ich nichts wirklich Neues.
Mir ist langweilig wie Beutelreis. Die Luft in meinem Zimmer wird haptisch, ich geh die Schere holen. Essen mag ich nichts, weil hier alles gleich beschissen schmeckt. In diesem Land, wo die Speisen rund sind, wäre der kleine Littlefoot auch verhungert. Zumal, wer sich gegen die Grußformel weigert, bekommt sowieso nichts zu beißen. Da darf die Pummelfee hinter dem Fließband Mussolini spielen. DAF jetzt verstehe ich euch besser. Kein Wunder, dass ihr nach England abgehauen seid.

(müsste K.) (für Erbs)

Das Zimmer allein

ist nicht schuld wie es ist
ist nach vier Seiten zu
das man Süden vergisst
so wärst auch Du

machst die Wände zu Leinen
da läuft dein Leben ohne hier
und Du versuchst nicht zu weinen
und nie gelingt es Dir

(müsste K.) (für Erbs)

Donnerstag, 3. Februar 2011

Vaghalsig

Gefühlter Tanz reiht Beine aneinander
Der Gedankenmond kreist, thront,
leuchtet eine Melodie herab
vom Wolkenbett, wir sind
blindlings gefallen so taub
in honigtrübe Träume.

- Wenn Musik gebärt - dein Paradies - ist das, was fahle Augen sehen Phantasie.

Lass Arm und Bein, lass frei,
lichte Nacht zieht ihre Kreise.
Ein Lied nagt an mir und stiehlt
mein innig Herz und schmiegt
ein grünes Licht herum,
ich spür Erleichterung.
Der Frieden dieser Tage
ist nicht grau.

- Wenn Liebe spielt – dein Takt - ist das, was kahle Finger greifen Euphorie.

Und dann
dein nacktes Kleid,
dein Teufelsleib,
dein unendliches Geschick,
mir Schmerzen in die Brust zu schicken.
All dein feiges Lachen, Mienenspiel,
ein Fehler ist in dir versteckt.
Du hältst mir die Hand, gehst und denkst,
du würdest wissen, was die Liebe ist,
doch das was du mit deinen Krallen suchst,
ist Schema bloß, Konzept.

- Wenn Schmerz eintritt – nur sie? - ist das, was dir im Herzen geht ein endlos tiefer Flug.

Doch bald reißt der Sonne Klang
den tauben Blick entzwei, der mir
im Magen hängt, verkehrt, allein.
Und kurz bevor ich Scherben werde,
fällt mir ein, was mir der Morgen schickt
ist sicherlich ein mehr an frei
und mehr als du, als ich dich wollte,
gut ist es noch lange nicht,
doch es wird bald sein.

-Wenn Hoffnung sucht – dein Herz - ist das, was Last und Fluch dir war, bald fern in dir vergraben.

(Anschein Punkt)

My heart beats like a dum-dum-drum

Ich habe keinen festen Stand,
Ich weiß nichts von den Worten
Ich weiß nichts von euch
Ich möchte fühlen,
mich wiegen im Wind.
Möchte fliehen
Ins Zauberstück,
in den Klang deines Schweigens,
in das Trommeln deiner Fäuste
auf meinem Herzenssarg.

(Anschein Punkt)

Gott hasst uns alle - oder: ein ganz normaler Mittwoch

Ein Kreischen erfüllt den Hausflur. Widerliches, lautes Gebrüll dringt aus den vielen Mündern, die alle vom Tod und von Verachtung erzählen, ohne es zu wissen. Völlig zugedröhnt stehe ich mittendrin. Bilder, zu schnell um sie zu verstehen, zu schnell um sie zu fühlen. Gesichter, brüchig und unstet, sehen mich an. Hemmungslos reiben sich Körper aneinander, an mir. Kalte Finger wandern über kalte, ausgetrocknete Haut auf der Suche nach ein bisschen Wärme. Dann Stille. Ich gehe weiter. In die Küche.
Überall stehen leere Flaschen, Plastikbecher liegen am Boden, es stinkt nach langer Nacht und lauter Musik. Eine flüchtige Unterhaltung, plötzlich ein Gefühl der Übelkeit. Folge: Über dem Waschbecken hängen, kotzen; danach weiter unterhalten, ist ja nichts passiert; schließlich süffisant grinsen, mit halbverdauten Essensresten zwischen den Zähnen. Weitergehen.
Das Wohnzimmer ist überfüllt mit tanzenden Körpern. Ich werde angesprochen, verstehe aber kein Wort, lächle, nicke den Kopf. Smalltalk funktioniert nicht, nicht wenn man im Rausch von seinen Schuhen erzählen möchte, oder von den Löchern in der Hose, die da eigentlich nicht sein sollten, weil man doch vernünftig ist, aber leider nie gelernt hat, zu nähen. Wie schade.
Viel zu viele Menschen. Platzangst. Ich setze mich in den Hausflur und höre zu, wie sie vom Leben singen und jaulen, wie sie fluchen und stöhnen vor Geilheit, wie sie auf und ab gehen und versuchen, ihre langweiligen Kleider möglichst aufregend zu tragen. Ich unterhalte mich nur mit mir, endlich mal wieder. Ich habe so viel zu sagen, grunze aber nur, reibe mich am Treppenhausgeländer, bin einsam und damit das Edelste, das ich mir vorstellen kann, inmitten dieser blutigen Meute, deren Schreie durchs Haus wogen. Nicht zu fassen ist im selben Augenblick die Sehnsucht nach einem Ausgang, nach Sonne und Strand, Klarheit oder einer warmen Hand, die einen hier raus führt. Wo bist du?
Ich trinke jetzt wieder, heftiger als zuvor, fühle kurzzeitig Wärme, synthetisch. Die Frauen! Auf einmal sind sie da, sehen bezaubernd aus, duften, reiben sich aneinander. Ich unterhalte mich und rieche sie, unsere Köpfe sind ganz nah beieinander, fasst ein Kuss, besser als jeder Orgasmus – fast. Dann trennen wir uns, sind schon ausgebrannt, ein Strohfeuer, ein Kaffee zum mitnehmen, ohne Zucker. Ich stolpere weiter, durch die Wohnung, durch mein Leben, stoße mich an Ecktischen und Unveränderlichkeiten, an anderen, an mir selbst. Aber mein Selbstmitleid hält sich erstaunlich in Grenzen, da bin ich mir sicher.
Dann eine Prügelei. Gegenstände fliegen durchs Wohnzimmer. Irgendjemand schlägt irgendjemand anderen mit einer Luftpumpe. Ich sehe zu. Gut choreographiert, denke ich mir und wie die auf die Idee mit der Luftpumpe gekommen sind – großartig! Fehlt nur noch, dass ein Hollywood-Chinese in einem Einkaufswagen ins Zimmer fährt und die beiden mit einer Handkantenbewegung kastriert. Ein Blockbuster! Abgesehen davon denke ich an Leid, ans Glücklichsein und daran, wie irgendwann alles von Zauberhand besser werden wird, einfach so.
Ich schließe mich einer Gruppe an, wir gehen hinaus in die Nacht, unterhalten uns, wohin nun? Mein Körper fühlt sich verbraucht an, jeder Schritt, jeder Gedanke schmerzt, doch diese werden sowieso kollektiv, wir denken jetzt gemeinsam – hauptsächlich Unsinn, ganz dämliche Scheiße. Aber langsam wird man sich bewusst, dass man sich mal wieder erfolgreich gedrückt hat. Stattdessen ließ man sich treiben von dieser unsäglichen Energie, dieser Sehnsucht nach einer besseren Empfindung, nach mehr Tiefe, einer ganz neuen Tiefe für diese Pfützen, die wir ins uns tragen - wir sind die Lache der Belanglosigkeit, allesamt und halten uns für so besonders. Und dann denkt jemand plötzlich Ideale in die Runde, fühlt Reue umher und weint aus unseren Augen – Drecksack! Wer damit anfängt, hat schon verloren. Ein Großteil der Menschheit – ach, lass uns alle sagen - ist für Ideale nicht geschaffen. Schwänze und Mösen sind immer stärker als Ideen, am Ende gewinnt die Kopulation. Als obs nicht schon genug von uns gäbe. Die entscheidende Aufgabe des 21. Jahrhunderts wird es sein, den Geschlechtstrieb genetisch auszuschalten. Dann ist endlich genug Platz für Leute da, die es sich verdient oder geleistet haben. Ich freue mich auf meinen Tod und die ewige Ruhe des Nichts – die ich mir in keinster Wiese vorstellen kann. Kurzum: Scheitern ist die letzte Konsequenz des Idealismus. Am Ende scheitern wir alle.
Wir laufen los, ziehen heulend durch die Nacht und manche denken tatsächlich, dass es noch etwas zu holen gäbe, wollen noch einmal eintauchen in den Exzess und auf dieser gewaltigen Welle reiten, bis sie am nächsten Bürgersteig zerschellt. Doch es ist zu spät. Die letzten Schritte schmerzen noch einmal, der Walk of Shame - die spitzen Selbstvorwürfe unter den Füßen - ist heute schwerer denn je. Ich überlege, noch einmal nach Gott zu rufen, dieser netten Idee, die mein Schwanz schon längst besiegt hat. Wie gerne würd ich ihn fragen, was ich jetzt am besten tun sollte, was denn überhaupt noch übrig bleibt und was es eigentlich mit diesen drei Muscheln auf sich hat. Aber ich tue es nicht. Ich brauche keine Antworten. Bleibe still. Und bereue nichts. Gott hasst uns alle.

(Anschein Punkt)