Was besonders schmerzt, sind schlechte
Menschen in schönen Städten, denn die haben sie nicht verdient.
Menschen, die Görlitz am Feiertag zur Kaffeezeit mit deutschem
Schlager auf lupenreinen Kirmestechno beschallen sind keine guten,
die gehören weg, in den hinterletzten Gulag der Russischen Taiga.
Dann hört sie keiner und sie können ihre Geschmacklosigkeit
ausleben, ohne das es jemanden stören kann.
Es ist ein deutsches Phänomen, das der
Mensch denkt, er habe von vorn herein recht. Einen Deutschen muss man
von seinem Unrecht überzeugen. Nie käme er auf die Idee, sich
selbst zu hinterfragen, so lange er mit seiner Art zu leben
durchkommt. In diesem Land wandern so viele Berge zu so wenigen
Propheten, dass mir schwindelig wird.
Lange bin ich davon ausgegangen, dass
die Verführung mein Feind ist. Nur eben stellt sich die Frage der
Verführung zu was? Wo liegt der Sündenfall und wo die Erleuchtung?
Niemand würde mich rügen, wenn ich einen Freund zu Miles Davis
verführe.
Aber der Gedanke an eine Neutronenbombe
auf Görlitz, den echt viele verstehen und bejubeln würden, die
meisten würden mich eben doch verurteilen. Also zurück in die Kiste
der unerfüllten Träume mit diesem Minigenozid.
Ich bin einfach der Überzeugung, in
einer solch schönen Stadt zu wohnen verpflichtet zu kultureller
Vielfalt bis in den privaten Bereich. Und dieser stumpfe Weg: „ich
mache es und es ist gut, denn alle anderen machen es genauso, kotzt
mich an.
Was haben wir denn noch als Volk als
Mehrheitsware zu bieten und zu zeigen, als zu kleine Rucksäcke auf
fetten Rücken und Socken in Sandalen. Wir sagen Belanglosigkeiten
und Unfreundlichkeiten in hundert schlimmen Dialekten und sind so
sicher, dass wir damit richtig liegen.
Es ist nicht wirklich ein
Nationalstolz, in welcher Form auch immer. Eine nationale Arroganz,
als Schutzfunktion, dagegen sich die eigene Belanglosigkeit nicht
eingestehen zu müssen, so nenne ich es.
Der Deutsche ist krank vor
Verzweiflung. Ein Volk, eine Selbstwahrnehmungsstörung. Zweimal in
der Geschichte wurden uns unsere Grenzen aufgezeigt und eingebläut.
Und heute schützt sie jeder vom eigenen Körper bis zum eigenen
Grund. Deswegen geht man in Deutschland für Hecken- und
Baumverschnitt vor Gericht. Armes, armes Land mit vielen schönen
Tieren (danke Michel).
(müsste K.)
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