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Dieser Blog ist ein Sammelsurium von Gedichten.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Ich dichte euch Denken an



Schlechte Menschen erkennt man oft an schlechtem Geschmack. Denn guter heißt Arbeit und Hingabe. Ähnlich wie man sich einer schönen Frau hingibt, muss man zunächst jemand sein, der dazu die Möglichkeit erhält. Dazu braucht man Charme und Kreativität, oder man hat eben Geld.
Was besonders schmerzt, sind schlechte Menschen in schönen Städten, denn die haben sie nicht verdient. Menschen, die Görlitz am Feiertag zur Kaffeezeit mit deutschem Schlager auf lupenreinen Kirmestechno beschallen sind keine guten, die gehören weg, in den hinterletzten Gulag der Russischen Taiga. Dann hört sie keiner und sie können ihre Geschmacklosigkeit ausleben, ohne das es jemanden stören kann.
Es ist ein deutsches Phänomen, das der Mensch denkt, er habe von vorn herein recht. Einen Deutschen muss man von seinem Unrecht überzeugen. Nie käme er auf die Idee, sich selbst zu hinterfragen, so lange er mit seiner Art zu leben durchkommt. In diesem Land wandern so viele Berge zu so wenigen Propheten, dass mir schwindelig wird.
Lange bin ich davon ausgegangen, dass die Verführung mein Feind ist. Nur eben stellt sich die Frage der Verführung zu was? Wo liegt der Sündenfall und wo die Erleuchtung? Niemand würde mich rügen, wenn ich einen Freund zu Miles Davis verführe.
Aber der Gedanke an eine Neutronenbombe auf Görlitz, den echt viele verstehen und bejubeln würden, die meisten würden mich eben doch verurteilen. Also zurück in die Kiste der unerfüllten Träume mit diesem Minigenozid.
Ich bin einfach der Überzeugung, in einer solch schönen Stadt zu wohnen verpflichtet zu kultureller Vielfalt bis in den privaten Bereich. Und dieser stumpfe Weg: „ich mache es und es ist gut, denn alle anderen machen es genauso, kotzt mich an.
Was haben wir denn noch als Volk als Mehrheitsware zu bieten und zu zeigen, als zu kleine Rucksäcke auf fetten Rücken und Socken in Sandalen. Wir sagen Belanglosigkeiten und Unfreundlichkeiten in hundert schlimmen Dialekten und sind so sicher, dass wir damit richtig liegen.
Es ist nicht wirklich ein Nationalstolz, in welcher Form auch immer. Eine nationale Arroganz, als Schutzfunktion, dagegen sich die eigene Belanglosigkeit nicht eingestehen zu müssen, so nenne ich es.
Der Deutsche ist krank vor Verzweiflung. Ein Volk, eine Selbstwahrnehmungsstörung. Zweimal in der Geschichte wurden uns unsere Grenzen aufgezeigt und eingebläut. Und heute schützt sie jeder vom eigenen Körper bis zum eigenen Grund. Deswegen geht man in Deutschland für Hecken- und Baumverschnitt vor Gericht. Armes, armes Land mit vielen schönen Tieren (danke Michel).

(müsste K.)

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