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Dieser Blog ist ein Sammelsurium von Gedichten.

Montag, 29. April 2013

Es ist kein schönes Thema


Es ist wert, sich damit zu beschäftigen, aber schwer damit zu leben. Es ist immer hart und unfair gegenüber den tollen Eindrücken, denen man durch Denken und Wissen Konkurrenz macht.
So ewig viel zu lesen und so ewig alles zum schlimm finden zu müssen.
Ein immer wieder vor der Entscheidung stehen: „Muss ich das jetzt wissen?“. Eine Folge aus der Serie: „Die Welt wird mein Feind.“ Ein schreiendes Kämpfen gegen Windmühlen und ein ewiges Leben als David.
Es ist vieles viel zu wichtig und ich lebe zwangsläufig als manigfaltiger Fachidiot, der nachts nur schlafen kann, weil der Job mich schafft. Ohne ihn wäre ich wach im Denken an mich, als gläsernen Menschen, als immer überwachten Schuldner, eines Daseins, dass mich hasst und gerne aussaugt. Mein nächstes Ziel heißt Lobotomie.
Man könnte Goethe beneiden, weil er zu seiner Zeit noch ein Universalgenie sein konnte. Alles zu wissen, was als Wissen einer Zeit verfügbar war. Aber auch er war blind für die Seilschaften und den ewigen Neid des Geldes.
Mein täglicher Gang nach Canossa heißt Spiegel online. Und da schreit mich die Welt in bunten Bildern an. Ich laufe zur Arbeit an einem Bettler vorbei und denke, dass er ein armer Kerl ist und noch ärmer dran, als er weiß, denn er ahnt nicht, dass es Bargeld in Europa nur noch bis 2019 geben wird. Er wird ein digitales Bezahlsystem für sein leidliches Streben brauchen oder einfach nur still und leise untergehen.
Die Prognose ist übel, denn wir leben in einem Land, in dem die Leute wegen Bahnhöfen auf die Straße gehen, aber zu Hause bleiben, wenn die persönliche Freiheit beschnitten wird. Das unsichtbare Damoklesschwert wird riesengroß und größer, als der Mensch, aber es ist so toll unsichtbar, weil wir so schön abgelenkt sind von einem Sein, dass uns fordert und mehr fordert, als wir auf der Gegenseite ausbezahlt bekommen. Wir werden keine Fackeln anzünden, nur weil uns die Banken unser Erspartes wegnehmen. Stillschweigend ertragen ist so schön deutsch. Ohne diese Neigung hätte der Faschismus nie funktioniert.
Warum finde ich es nicht mehr allzu schlimm, die Schweigepflicht meines Arztes per Unterschrift abzugeben? Ich bin zu gewöhnt an dieses System und die schluckweise Beschneidung meiner Freiheit. Ich bin satt und die Sonne scheint, also was kümmert mich Morgen, wenn für alle PRO 7 läuft?
Und jetzt laufe ich durch diese Stadt und diese Welt, dies alles habe ich verstanden und habe eine Angst vor noch mehr bösen Fakten. Ich will nicht noch mehr erfahren. Denn schon jetzt denke ich, dass alles und jeder der Feind ist.
Diesen Satz, dass alles bald zusammen bricht und wir alle auf die Barrikaden gehen, den kann ich nicht mehr hören, denn ich hörte ihn schon zu oft. Und es muss was passieren. Und dann sind wir wieder eingelullt auf unseren Allergie-konforme-Kissen mit den Steppdecken von Omi und denken an eine Zeit, von der sie uns erzählt hat, die wir nicht erlebt haben, zu der wir uns aber zugehörig fühlen. Aber wir sind so wenig Barrikadenleute und das Feuer hat der E-Herd verbannt. Was können wir also tun? In einer überwachten Welt, die alles unkonforme negiert und zerbombt.
Ich bin so müde vom Sein, das keines ist, so lange es nicht frei ist, aber das ist nicht möglich, und ja, das ist schon wieder zirkulär.
Ich lebe auf einer Wiese mit Blumen, aus denen keiner fähig ist, einen Strauß zu binden. Etwas zusammen zu fügen, scheint unmöglich. Und du kannst einen Strauch und den Strick finden und du kriegst es einfach nicht zusammen.

 (müsste K.)

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