Die Feier, auf die sie nie gehen wollte war vorbei, für sie. Im Treppenhaus gab sie jemandem ihr letztes Streichholz, damit er sich eine blöde Zigarette anzünden konnte. Sie gab mithin ihren letzten Strohhalm, dachte sie, als sie das Treppenhaus, dessen Lichter kaputt waren, vorsichtig verließ. Niemand hatte ihr weh getan an diesem Abend, es war nur einfach nichts neu, verglichen mit dem Stand der Hoffnung, den sie hatte, diesen Ort überhaupt zu betreten. Die offene Tür war Sonnenlicht und sie hatte nichts zum Schutz. Nur ihr Tanktop am Leib und ihre Lieblingsjeans, wenigstens die.
Der Bäcker war noch oder schon wieder zu, sie hatte keine Ahnung, wie spät es war (sie hatte Stunden schlafend auf der Couch verbracht). Ihr Ziel hätte daheim sein können. Daheim: ein leeres Bett, kein Kaffee und nur kaltes Wasser aus der Wand. Sie nahm einen Schluck aus dem Bier, fand in der Schachtel ihre lezte Zigarette, setzte sich auf den Rinnstein und scrollte ihre Kontakte durch, auf der Suche nach jemandem der noch wach wäre, um ihr ein wenig Last zu nehmen. Sie fand fünf, doch keiner dieser jenigen, die ihr versprachen, ob Tag, ob Nacht, ich bin immer für dich da, wollte den Anruf annehmen, oder war überhaupt erreichbar. Sie lehnte sich zurück, auf den nassen Asphalt und wollte so sehr schlafen. Wofür dann noch Freunde haben?
Will ich jetzt wirklich nach Haus und Facebook checken? Sie setzte sich ihre Kopfhörer auf, um wenigtens von dem, der da singt ein wenig verstanden zu sein. In dieser leeren Stadt fühlte sie sich wie eine Gesetzeslose, alle schlafen, oder wohnt hier überhaupt wer? Will denn hier niemand neben mir einschlafen?
Sie wurde langsam müde, zwang sich selbst nach Haus, sie kam kaum noch die Treppe hoch. Ihr Schlüssel fand kaum das Schloss, als neben ihr die Tür aufging. Ihr wunderbar langweiliger Nachbar, der seit sie hier wohnte, ihr immer auflauerte. Ob sie nun den Müll wegbrachte oder einfach nur aus der Tür ging. Seine Tür wart immer geöffnet, gefolgt von einem so lahmen: "Na wie gehts?"
Dieser Mensch stand also da, sie hatte auch nie die Energie gefunden, ihn zu fragen, was er denn tut, wenn er doch ständig da wäre. Er war, so seine Aussage, ein Informatiker, der von zu Hause arbeitete. Und sie war fast gewillt, ihren Stolz zu wahren und still in ihr Kämmerlein zu verschwinden.
Sie saßen zusammen bei Darjeeling-Tee, the way you feel sophisticated. Er zeigte ihr das coolste was er hatte, was in ihren Augen nicht wirklich das Versprochene war: ein Foto mit ihm und Franz Beckenbauer, mit Autogramm. Ihr Geschmack zwang sie zum Gehen, die Kälte ihrer Glieder jedoch zu bleiben. Er machte diesen lahmen Trick, seinen Arm um sie zu legen, sie kamen sich näher und plötzlich war er so nah an ihr, dass sie die Unreinheit seiner Haut sehen konnte, riechen konnte, dass er ein wenig roch. Würde sie seinen Schwanz heute noch in den Mund nehmen? Und überhaupt, was war der Preis zu bleiben?
Sie versuchte es mit der Couch und einpennen, bevor er vom Klo wiederkam, aber dann wäre sie wiederum alleine gewesen. Also nahm er sie unbeholfen an der Hand, in sein sehr gemachtes Bett, zog die Decke zurück und lud sie ein.
Ausgezogen roch er immernoch nicht besser, hatte wohl nicht mal den Anstand besessen zu duschen. Es war ihr egal.
Kann Ekel anziehen? Sie macht die Beine breit und hoffte so sehr, nicht vergessen zu haben, ob oder nicht, sie ihm ihre Nummer gegeben hatte. Sie dachte nicht viel, nicht mal daran, dass das hier vorbei geht, sie wollte nur in dieser Nacht nicht alleine schlafen. Sie war nicht ein bisschen feucht, nicht mal ein wenig erregt und er schien so voller Lust, es ekelte sie nochmehr an. Sie ließ es über sich ergehen und er schlief ein. Sie wollte SO nicht mehr hier sein und sehnte sich plötzlich nach ihrem einsamen Bett und das morgen alles Vergessen sein würde.
Sie stand auf, zog sich an, zog sich ihre Schuhe an, da stand er vor ihr, wollte sie überreden nicht zu gehen und nichts weiter ist passiert. Außer ihr Weg nach Haus: In dem Moment, als sie aus der Tür tritt, will sie die Welt verfluchen,aber was kann die Welt schon dafür? Sie ist nicht Schuld für das Blut, dass ihre Schenkel herunter rinnt, Nicht für ihre jetzt tränenverkrusteten Augen, nicht dafür, dass sie nicht alleine sein kann.
Im Hausflur trifft sie einen Bekannten, oder Freund, wer weiß das schon so genau, dem sie nicht in die Augen schauen mag. Sie geht endlich schlafen, nur für morgen, nur wofür?
(müsste K.)
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