[mk]

[mk]
Dieser Blog ist ein Sammelsurium von Gedichten.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Fortsetzung folgt

Wenn man über längere Zeit zu tief ins Glas schaut, verfärbt sich der Stuhl. Zu viel Rotwein macht ihn grau, bei Bier wird er schwarz. Beim reudigen, reuhigen Blick in den Spiegel, flimmern die Kreisbewegungen des Spülstrudels vor meinen Augen und lassen die Gewissheit zurück, dass ich schon wieder seit 4 Tagen nichts gegessen habe.
Meine orale Fixierung beschränkt sich nunmehr auf mich in deinem Mund, denn ich bin in ein Alter gekommen, in dem ich es nicht mehr als nötig erachte jede nach Urin stinkende Muschi zu lecken, nur um nicht zu kurz zu kommen. Ich habe mein Leben zu oft überschätzt und hatte es zu oft so satt, als dass ich mich noch differenziert selbst belügen kann. Bleiben wir bei der Wahrheit: Ich hasse euch alle zu tiefst.

(müsste K.)

Freitag, 21. Oktober 2011

Sie nicht sauer, grüne Fee

Du bist seit Jahren meine ständige Begleiterin gewesen. Wir haben getanzt und geschwiegen, geliebt und, was das wichtigste ist, geschrieben. Bald hattest du mich so eingenommen, dass ich im Bewußtsein lebte, das nur mit dir tun zu können. An diesen Abenden hast du mich immer bewußtlos gemacht. Ich kam an den unmöglichsten Orten zu mir und du warst fort. Ich lief durch die Straßen mit der Hand am Kopf, so, wie man sich immer die Hand an die schmerzende Stelle hält, sie wärmt, damit es besser wird. Das war nicht schlimm, denn nicht alle Tage waren so. Nicht immer haben wir getanzt oder geschrieben.
Bis ich mich dazu entschloss, nichts mehr anderes zu tun. Ich goss dich in Gläser, trank dich aus Kelchen und Flaschen. Du gabst mir eine Geschichte, einen Faden, der am nächsten Morgen so zerstückelt und zusammenhangslos vor mir lag, dass ich noch vor dem ersten Kaffee wieder von dir nahm, um in den Rauch gehen zu können, aus dem ich nachts zuvor in den Schlaf entschwandt.
Wenn ich am Nachmittag den Stift nicht mehr halten konnte, nahmst du mich in den Arm, so konnte ich wenigstens noch meinen Schmerz vergessen. Die Welt war ungerecht, die Schulden wuchsen und bei jedem unbekannten Geräusch zuckte ich zusammen. Ich lebte in Angst erwischt zu werden, nahm mehr von dir, drehte mich im Kreis.
Mir wurde von dir abgeraten. Du würdest mir den Verstand nehmen, sagten sie. Ich glaubte ihnen nicht, du warst so gut zu mir.
Ich bekam nicht mit, wie du mich aussaugtest, dir doch irgendwie deinen Lohn holtest. Ohne dich zitterte ich mich übellaunig durch die Welt, ich konnte dich nicht mehr bezahlen. Ich war allein, bis zum nächsten bisschen Geld, dem nächsten gütigen Spender, den Resten, die ich auf Fensterbrettern, in Nischen, unter Tischen fand.
So scgwer es mir fällt, teure Freundin, muss ich lebwohl sagen. Ich weiß, wir sind weit zusammen gegangen. Du hast mich mein halbes Leben begleitet und ich bin dankbar für alles, was du mir gezeigt hast. Du weißt, zuletzthatte ich noch gedacht gedacht, dass ohne dich leben, sterben bedeutet. Warst du nicht da, verbrachte ich Stunden auf hohen Dächern oder damit nach gewichthaltenden Stellen in meiner Wohnung oder auf dem Dachboden zu suchen.
Ich bin nun aus diesem Schlaf erwacht, nein, ich wurde heraus gerissen. Jetzt bin ich seit Tagen dabei, aus den Resten, die von mir noch geblieben sind, eine Leiter zu schnitzen, die mich trägt und lang genug ist, um auf ihr aus diesem Loch, ich das du - denn das weiß ich jetzt - gebracht hast, heraus zu klettern.
Es wird sicher Jahre dauern, dich zu vergessen und diesen Scherbenhaufen zusammen zu kleben. Bitte vergiss mich, grüne Fee. Du wirst neue Freunde finden, doch unsere Wege trennen sich hier.

Gehab dich wohl,

(müsste K.)

Montag, 17. Oktober 2011

Maschen und Muster

Mein Denken, meine Vorstellung, von dem, wie alles ist, besteht in Bildern. Das ist praktisch, denn wie in einer Diashow, vom letzten Urlaub meiner Tante, kann ich mich aus einer unangenehmen Situation, etwa Tante Rita am Ende der Wasserrutsche, wenn ihr das Top ihres Bikinis nur noch die Nase verdeckt, in eine schönere retten, das nächste Dia, im besten Fall.
Sitze ich also an einem Tisch, das Gespräch ignorierend, bin ich im Kopf, in meiner eigenen Geisterbahn und zeichne mir selbst eine Ablenkung.
Gestern kam mir das Bild einer Halle in den Kopf, darüber, daneben und darunter waren weitere dieser Hallen. Warum es nicht nur eine riesige war, lag wohl an der Statik. Alle diese Hallen waren voller Menschen, jeder Generation und Art. Säuglinge, Draufgänger, graue Mäuschen, Gabelstaplerfahrer, Anwälte und Mörder.
Vor ihnen allen stand ein Webstuhl. Sie woben ihr Leben mit unterschiedlichem Geschick und Eifer. Der Raum, so wie wohl auch die anderen war erfüllt von Geräuschen menschlicher Emotion. Ich ging durch die Halle und hielt immer bei jenen, die ich gerade eben oder kurz zuvor gehört hatte. An denen, die stoisch auf ihrem Hocker saßen, die Nadel im Arm, oder die Krawatte zu eng, ging ich nur kurz schauend vorbei, denn ihr Gewebe glich sich zu stark.
Ich erkannte, dass alle das gleiche Garn zu nutzen im Stande waren. Jede Farbe, Dicke und Qualität bedeuteten etwas anderes. Ich will nicht sagen, ob jeder die gleiche Menge davon hatte, denn das würde die Vorstellung der Beeinflussbarkeit von Tod und somit die Existenz von Kismet in starke Konkurrenz treten lassen.
Obwohl ich nicht alles durchschauen konnte, war mir doch aufgefallen, wie dünn im Faden die außerhalb dieses Bildes anerkannten Werte, hier vertreten waren und wie wenig unterteilt. So gab es zum Beispiel nur einen Faden für Freundschaft und Liebe. Hass, Rache, eben alle niederträchtigen Gefühle, die Handlungen nach sich ziehen konnten, waren giftige Grüntöne.
Um Personen und Handlungen zu verbinden, musste nur der Faden der Person mit dem des Gefühls verwoben werden. Simpel.
An solchen Webstühlen, an denen Menschen weinten oder jubelten, fiel mir auf, dass es davon zwei Arten gab: die, die vor ungeplanten Maschen saßen und mit der Schere versuchten, noch das letzte zu retten und die, vor den sich von oben nach unten, bis vor ihren Bauch ein umgekehrtes Geäst ausbreitete, bei dem alle Verzweigungen logisch - wenn auch so kompliziert, wie der Ausweg aus einem großen Irrgarten - unweigerlich auf den Weber zuliefen und eben Trauer oder Freude bedeuteten. Hier unterschied sich der plötzliche Unfalltod des Gatten oder die Lottomillion von der gut durchdachten Sterbehilfe des Onkels oder der lange geplanten Beförderung. Ich verbrachte zwar nur einige Stunden hier, doch mir war plötzlich sehr bewusst, dass wohl jeder dieser Weber schon auf beiden Seiten stand oder stehen würde. Denn eines schien sicher: das Garn war tückisch.
Ob sie nun aber zum zusammengekauert, an Fingernägeln kauernd auf ihren ungemütlichen Holzhockern saßen und nichts taten oder entspannt und beharrlich Faden für Faden zusammenfügten, war ihnen doch eines gleich: die vergangenen Stunden und Tage waren über dem Webstuhl aufgerollt, verschieden stark, verschieden bunt.
Genau wie der Anfang, war das Ende eines jeden Webstücks ungesäumt, einige Fäden, Möglichkeiten, die sich im Sande verliefen, hingen rechts und links am Webstück hinunter. Angefangen mit einem einzelnen Faden, hing dieser am Ende vom Windhauch bewegt an der Rolle hinunter, während diese in der Decke verschwand und mit einem Plopps das nächste, kleine und noch von Blut verschmierte Wesen auf dem Hocker Platz fand, dem Ort an dem es seine ungezählte Zeit fristen würde, die Ärmchen noch nicht lang genug, alle Funktionen steuern zu können, zunächst würde es passiv bleiben müssen, frei Plätze schien es nicht zu geben. In dieser Fabrik, war erst Feierabend, wenn die Arbeit getan war.

Ich wurde abgelenkt und musste plötzlich an Selbsthilfebücher denken, in denen geraten wurde, sich eine Auszeit vom Leben zu nehmen und dadurch, dieses wirklich zu nutzen. Spontan zu sein und auch mal nicht an Morgen zu denken. Als ob!

Es erinnert sich vielleicht noch einer an die Opel-Werbung, auf der das Auto auf Schienen fuhr. Fortwährende Bewegung auf einer Spur bringt so viel Sicherheit. Wie Hunde in der Rennbahn, die dem falschen Hasen folgen. Im Blutrausch gefangen, zum Scheitern verurteilt. Wer einmal den Hasen fängt, rennt nicht mehr. Erfolg ist das Ende von Sehnen und der Anfang von neuen Zielen, nur weil man sich etwas erfüllt, muss das nicht das Ende der Welt sein, aber das muss man wissen.

(müsste K.)

Dienstag, 11. Oktober 2011

Ich bekomme oft Besuch von Hollywood

Gestern erst wieder. Ein Kuss im Regen? Ich bitte dich! Sich umdrehen und nach der Kamera suchen, einfach lächerlich. So unsinnig, wie den Shining-Soundtrack zum nächtlichen Joggen zu hören. Gefahr an jeder Ecke.
Aber das soll heute zur Abwechslung mal nicht das Thema sein, denn dieser Text ist nicht über dich, nicht über deinen Geruch oder irgendwas von dir.
Ich habe gerade 4 Stunden damit zugebracht mir Theorien von Scheitern anzuhören. Scheitern von Menschen, Nationen, Welten. Die Nichtigkeit des eigenen Ichs festzustellen ist wachrüttelnd. "All we are is colored sand" (Conor Oberst - Lenders in the temple). Das hat nichts von dir und deinem Lächeln, denn ich habe gerade das genaue Datum für den Weltuntergang erfahren: 17.04. im Jahre LECK MICH. Wir sind die letzte Generation auf diesem Planeten, also können wir ihn von innen aushölen, es wird niemanden kümmern.
Nichts hier riecht nach dir, in diesen Worten, nur mein Schal tut es, aber das ist nicht wichtig, nicht mal wert es zu erwähnen.
Wir rennen ständig von A nach B, holen uns eventuell einen Kaffee und fragen uns abends, warum der Ferseher so lange zum Angehen braucht, warum die Ablekung so fern ist? Sekunden von Denken bleiben übrig, aber die sind zu wenig, um ein Bisschen hinter diese Scheibe zu schauen, 5 Millimeter Glas schafft es Welten zu trennen, die der Fragen und die der Antworten.
Hier ist Wut auf die Welt, kein Verlangen. Dein Haar ist mir egal, ich will es dir nicht mal mehr abscheiden, um mir daraus ein Kissen zu machen, du darfst gehen.
Die Welt ist eine Vermeidungsstrategie.
Alles ist egal, sobald es in Decken gehüllt und mit Unterhaltung versorgt ist. Das, was wir anbeten, hat nichts mehr anbetungswürdiges, es wird uns aber alle sicher mit in den Abgrund reißen.
Du bist nicht da, wenn wir ehrlich sind, warst du es nie. Du bist nur der Motor meiner Verblendung. Der Grund dafür, dass ich nachts dem Wind lausche, weil ich denke, er bringt deinen nächtlichen Atem zu mir. Du bist nicht da.
Hier ist nur das böse Müssen, dafür dass man weiter WILL und kann und wieder muss. Die Stimme der Vernunft ist nichts mehr als das Bewusstsein für das nächste Überweisungsdatum und dafür können wir nichts, denn wir sind alle austauschbar und - was viel wichtiger ist - wir fühlen uns so.
Der Cursor auf meinem Handy blinkt und daneben steht: "Nachricht schreiben". Und das ist schwerer, als das hier. Aber eigentlich bist du gar nicht so toll und deswegen antworte ich nur mit drei Punkten, daraus lesen kannst du, was du willst und ich kann danach meinen, was auch immer ich damit meinen wollte. Im Tal der Adjektive ist es sehr gefährlich und deswegen setze ich auf Interpunktion.

Ich will damit ausdrücken, dass es größere Dingen zum bestaunen, drüber wundern oder zu verachten gibt. Trotzdem haben wir nichts besseres zu tun, als den Radius, dessen, was uns beschäftigt, so egoistisch klein zu wählen, dass der Tellerrand wieder ins Gespräch kommen muss. Wir sind nunmehr nichts als Zahnräder mit einer Welle in der Mitte, die uns da hält, wo wir hingehören.

Und trotzdem gehst du mir nicht aus dem Kopf. Und trotzdem gehts du mir nicht aus dem Kopf. Und trotzdem gehst du mir nicht aus dem Kopf.
Du bist die Tinte in meinem Kuli, selber schuld.

(müsste K.)

(mir wurde verboten diesen Text der Person zu widmen, für die ich ihn geschrieben habe, also widme ich ihn einfach mir, nein Quatsch, der Person, die weiß, dass es um sie geht. Ich will mich hier keinesfalls um die Nichtwidmung, oder eben jenes Verbot herumschleichen, ich bitte nur zu bedenken, dass sich mit Schreibern einzulassen, Folgen hat! Bitte sind sie sich gewahr: Inspiration ist eine strenge Geliebte und wenn Sie sie jemandem anheim werden lassen, sein Sie nicht überrascht, wenn Ihnen tribut gezollt wird.)

Montag, 10. Oktober 2011

Frisch aus der Synapsenmolkerei

Breites Grinsen, Schmutzig Lachen und lecker, sinnlos Unsinn machen
ich grunz Granaten, spuck Schrapnell, die Freude bombt mich Sonnenhell
Nackig lebt sichs ungezwungen, durch Wiesen, voller Schorf gesungen
Busenbeben wallt durchs Gras, wir lecken feuchten Klebespaß
Mit Patex bis der Morgen graut, werden wir komisch angesschaut

Die Nacht kommt über uns, sekündlich, wir bleiben roh und unverbindlich
Tief dort unten am grünen Hain, will ich mit dir alleine sein
ich tauche dich in schimmelklamme, meine Achseln, deine Wanne
Der Spaß wird schal und du schaust ernst, wie Armin Müller Stahl
ich reit dich durch die finstre Nacht, dein Becken ist ein dunkles Tal
Meine Taschenlampe liegt zu Haus, der frühe Morgen kann uns mal
ich hol den Locher aus der Speise und gehe in den Spiegelsaal
Der Knebel hindert den Verrat und nudelt fix ein Attentat

Eilmeldung: Der kleine Vers am Anfang der dritten Strophe hat seinen Reim verloren
Das hat umgehend das Ministerium für eingängigen Blödsinn auf den Plan gerufen.
Zwei Beamte wälzen Stapelblätter, der linke wälzt die Stapel später. Auch abgestellt wurde
Konstanze, mit K, Schupperding, bewaffnet mit einer Verzichtserklärung auf persilreine Boshaftigkeit. Ihr Bleistift hat einen Motor, der sich – wenn man genau hinhört – als Dieselmotor entpuppt. Und das klingt so: Diesel, Diesel, Diesel, Diesel...
Die Zündkerzen dafür hat ihr Pappi geliehen, der aber sonst mit Ämtern nicht viel am Hut hat, weiter im Text:

Wir bauen einen kleinen Schuppen und stapeln darin Fingerkuppen
Beleuchtet wird mit Altmetall und bunten Früchten aus dem All
Die Bananen leuchten rosa, sie schreiben Lyrik, selten Prosa.
In der Ecke hockt der Grottenolm, weint und ruft die Forsa

Umfragen haben ergeben, dass die Minderheit der Grottenolme zu Gehör kommen muss.
Ein sich von Schimmel ernährendes Volk braucht einfach mehr Aufmerksamkeit. Weiterhin halten 95% der Deutschen gelegentlich eine Gabel in der Hand. 5% Prozent essen direkt mit dem Gesicht. Konstanze, mit K, Schupperding dazu befragt: „Ich werde nicht weiter tolerieren, dass so viele Menschen dem Löffel trotzen.“ Der Löffel e.V. plant eine Landesweite Kampagne mit de Slogan „endlich wieder aus dem Vollen schöpfen“. Löffelhersteller Helmut: „Wir testen unsere Produkte unter arktischen Bedingungen.“ Aber weiter im Text:

Wir feiern heut den deutschen Reim, Rudelbums und glücklich sein
Der Udo fickt die Margeritte, Klaus hält derweil eine Titte.
Davon sicher spärer mehr, Hand ausstrecken, Sterne her
Ich blicke, sehe Lichter tanzen wirr, ich schweige schon, bitte nicht störn

Derweil, in den Katakomben des Amts für Dichtung und Staub hinterm Fernseher, herrscht Panik, denn der Jambus will, ob seiner inflationären Verwendung dem kompletten Versmaß an die Gurgel. Zwei Beamte wälzen Stapelblätter, der linke wälzt die Stapel später. Auch abgestellt wurde
Konstanze, mit K, Schupperding, bewaffnet mit einer Verzichtserklärung auf persilreine Boshaftigkeit. Ihr Bleistift hat einen Motor, der sich – wenn man genau hinhört – als Dieselmotor entpuppt. Und das klingt so: Diesel, Diesel, Diesel, Diesel...
Die Zündkerzen dafür hat ihr Pappi geliehen, der aber sonst mit Ämtern nicht viel am Hut hat, weiter im Text:

Die Haltestelle zünd ich an und rauch die Scheiben, weil ichs kann
ich schlucke Straßenschilder und spuck an Wände irre Bilder
Farbenfroh und donnergleich spiel ich den Grenzen einen Streich
ich tanze blau, ein hin, zwei her, ich bin zu viele, Kreisverkehr.
Und Farbe soll heut alles sein, der Bund aus Kabeln, mein Verein
ich bin der kleinste von den Blinden, bei Tageslicht schon kaum zu finden

Nachwort: Dieser Text entstand in der Schmiede der Herzen, weit unter der Fabrik für Wohlwollen. Selten kommen Menschen hier her, denn hier ist es viel zu warm, um noch ein Bisschen funktionieren zu können. Sie erreichen diesen Ort, wenn sie gläubig und gütig daran glauben, dass es noch Glaube und Güte gibt.
Dieser Text stand lange in der Gefahr gelöscht, weil für Unsinn gehalten, zu werden. Gerettet wurde er von der Gesellschaft für Verträumung und befindet sich seit dem in deren Besitz.
Es ist sehr wichtig diesen Text über dem Kopf hängend zu lesen, um den richtig verkehrten Zugang zu finden. Außerdem empfehlen die Autoren im Klappentext, dem Unsinn freien Lauf zu lassen und den Anpassungsmotor abzustellen um Kurzschlüsse zu vermeiden. Scheuen Sie sich dennoch nicht vor Fehlzündungen, es geht immer weiter, versprochen!

(Anschein Punkt, müsste K.) (Im stillen Gedenken an Dylan Thomas)

Angst als Meterware

Ich habe die Arschlochposition. Liebe Kinder, dass ist da, wo die Pupu rauskommt und zwar in Strömen. Und wo ist dieser Ort brauner Vollendung? Im Dasein als Single-Mann mit einem Laptop. Nachts reiben wir uns zur Kontrolle den Bauch, nur um zu merken, dass wir Umfang gewinnen und Geist verlieren. Und wir merken, dass unsre Frauen, falls vorhanden, uns voraus sind und wir das so gar nicht zugeben wollen. Warum sucht deine Frau die Tapeten aus und wann immer sich jemand bei euch heimisch und geborgen fühlt, dann warst du nie dafür verantwortlich, denn du hast keinen zugestandenen Geschmack, ja du darfst nur den Braten schneiden, ihr Kleid zumachen und im Keller heimlich Bier trinken. Du denkst, du löffelst deine Soße, dabei hat sie heimlich eine andre gemacht. Worin hat sie sich damals verliebt.
Da bleibt nur Pralinen schenken und gemeinsam fett werden, dass hat man sich schließlich verdient und obwohl Masse Anziehung bedeutet, stößt man sich nur immer mehr ab. Da kann sich die Pummelfee, bei deren nächtlichen Bewegungen du immer wach wirst, noch so bunt anmalen, das macht einen Panzer auch nicht zur Waffenstillstandserklärung.
Bei Donnie Darko hat das Leben nur zwei Seiten: Angst und Liebe. Das ist ziemlich scharz/weiß, aber es liefert eine super Erklärung: Wenn wir nach Liebe streben werden wir von Angst getrieben, haben wir Liebe gefunden, haben wir Angst sie zu verlieren, haben wir sie verloren, haben wir Angst nie wieder welche zu finden. Simpel, aber ich mag diesen Kreislauf. Es hat etwas sehr klerikales, das Leben zweipolig zu sehen. Himmel/Hölle; Gut/Böse; Links/Rechts, Treue/Seitensprung.
Aber dummerweise hat jede Straße Kreuzungen, die wieder zu neuen Kreuzungen führen und selbst wenn man sich dazu entschließt künftig nur noch links abzubiegen, kann das immer weitere Kreise ziehen und lange dauern – Linksabbieger sind immer die Gelackmeierten.
Laut Google Maps gibt es in Nordkorea weder Städte, noch Straßen und über den Pazifik erreicht man China von Japan aus nur mit dem Jetski. Diese Welt hat Astrid Lindgren geschaffen, ich schwör.
Wir wachsen in einer Welt der Endlichkeit auf, alles geht kaputt und dieses Wissen breitet sich wie ein Teppich vor uns aus auf dem wir durch unser Leben gehen. Vertrag verlängern oder Anbieter wechseln? Bleiben oder gehen? Blond oder brünett? Neuer Toaster, neues Leben?
Wir schließen die Garantieverlängerung doch nur ab, wenn wir von Anfang an vor der Qualität eines Produkts überzeugt sind, oder würdet ihr den Spritti an der Ecke ungefragt und auf unbestimmte Zeit bei euch einziehen lassen? Zeit stehlen lassen oder gerne geben?
Im verflixten siebten Jahr, wenn wir mal wieder am Mindesthaltbarkeitsdatum kratzen, geht das Auto kaputt und wir haben kein Geld den TÜV zu verlängern. Das handelbare Gut Liebe – und da ist rein ethimologisch der Leib nicht fern - ist begrenzt und kostbar, wir sind unsre eigene Goldmine und da darf nicht jeder hinein.
Ohne Angst sind wir aufgeschmissen. Das Leben ist ein Hamstereinkauf für das Sterbebett: nur bloß genug mitnehmen um altersdement auch schön viel vergessen zu können. Immer die Furcht etwas zu verpassen. Die Strategie der Abendplanung nimmt Formen eines vorbereiteten Feldzugs an, sich bloß nicht unterhalten zu müssen, muss gelernt sein. Stressvermeidung zur Kapitalwertdehnung.
Die Aktionäre der Beziehungen halten am Kurs fest, rechtzeitig verkaufen ist die Devise, denn der Haushalt ist bereits für das kommende Jahr verabschiedet und Überraschungen sind unerwünscht. Plötzlicher Kursverfall, koitus interuptus.
Nichts süßt den Morgenkaffee so sehr wie Eifer. Etwas erschaffen. Verneigen wir uns vor Zurückhaltung und zeigen wir ihr hinterrücks den Finger.
Sehr gerne werden wir hier bleiben, wenn, ja wenn der Marktanteil stimmt, wenn wir die Raten noch zahlen können und der Materialwert nicht sinkt.
Im Kreislauf des Willens tangiert uns die Gier und wir fangen uns an zu fragen, aus welchen Ecken wir noch Profit kratzen können. Diese wird so groß, dass sie uns als stiller Teilhaber unserer Nachtruhe nicht schlafen lässt. Wir drehen uns von links nach rechts, machen uns noch einen Tee und denken und denken was sein könnte. Nie sind wir angekommen.

(müsste K.)

Sonntag, 9. Oktober 2011

6. Oktober, Sonnenschein, Windstärke 5, Wolkenverhangen, kaltes Bier.

Der Wind schlägt so hohe Wellen auf den Fluss, dass er zum Stillstand kommt. Illusion bei Tag. Ich sitze in einem polnischen Cafè und denke an gestern und an all die tanzenden und schwitzenden Menschen. Heute ist mein Geburtstag. Ich bin alleine hier. Das schien mir recht und billig. Diesen Luxus leiste ich mir heute. Keine Geschichten, Gerüchte, Verschwörungen, nur ich!
Ein Mann fährt in einem Ford Ka vorbei und dass kann ich nur unmöglich finden. Ist das polnisch oder trotzdem seltsam?
Ich bin der beste Freund deiner Mailbox und rede mir Blödsinn aus dem Hirn. Du mein Freund, hast wie immer keine Zeit für mich. Der Wind bringt meine Seiten durcheinander und hindert mich am Schreiben, witzig.
Das Windspiel geht weiter und macht Farben von Sonne ins Wasser. Deutsche Spießer sprechen deutsch und halten sich für selbstverständlich verstanden, starren in deutsche Karten. Prinzip der Gewöhnung. "Wind of change" kommt mir in den Sinn und ich bekomme ein schlechtes Geschmacksgewissen. Die SU fiel für den Song, sicher und der Gitarrist war auf der letzten Pumpkins-Platte, trotzdem, was soll das?
Ich plediere für selektives Vergessen. Bewußtes Entscheiden dazu, was man weiß, kann, fühlt. Gestern standest, nein, bewegtes du dich vor meinem Pult mit deinem blöden kurzen Rock, diesen Strümpfen, die mal auf meinem Fußboden lagen und wolltest nichts mehr von mir wissen. Seit dem setze ich den I-Punkt bevor ich den Buchstaben schreibe.
Der Wind pustet die Ascher aus dem Ascher in Touristenaugen, auf Nachtische, in Kaffeetassen. Ich skippe durch meinen iPod. Was soll ich jetzt nur hören und warum ist mir sowas nie egal? Aber Fragezeichen sind überbewertet. Dieses Bier dauert ewig und der Regen ist fern. Der Stift ist mein Phallus. Ich wichse Gedannken aufs Papier. Lege Spuren, über die Schnee wachsen wird, bald, sehr bald.
Ich warte auf Bekanntschaft, kenne aber keinen. HIer sind nur offene Münder, in die mit voller Lust Dreck geschaufelt wird. Und ich gehe durchs Leben, als hätte ich nichts zu verlieren und ich habe Recht, denn da ist nichts zu verlieren.

(müsste K.) (für S.)

Dienstag, 4. Oktober 2011

Es geht um nichts.

Mir geht seit Tagen seit Tagen die Zeile aus meinem Lieblingsfilm nicht mehr aus dem Kopf und lässt mich mit der Frage zurück: Sind wir Gottes ungewollte Kinder? Warum dreht sich alles im Kreis und warum lernen wir nichts daraus, als Mensch oder Menschheit ist egal, diese Unterscheidung macht nur Privates global. Das zu unterstützen fallen mir nur Filmzitate ein, aber glauben Sie mir, ich habe recht.
Es braucht einen Strömungsforscher, um zu analysieren, wie wir alle umeinander wallen. Es zu verstehen aber wahrscheinlich keine Akademiker, es braucht Gott, einfach Gott. Soll er auf Erden kommen und uns allen sagen, wie verdammt falsch wir liegen.
Wir sind nicht mehr seine Kinder. Wir wissen zu viel. Wir können uns am Leben halten, so lange die Sonne scheint. Die Welt wird nicht untergehen, weil jemand B statt A sagt. Es ist alles gleich. Wir sind nicht verschwommen, weil wahllos, nicht verkehrt weil verrückt. Warum wir nicht beten? Weil wir nicht flehen. Kriechen ist scheiße, denn dann macht man sich die Finger schmutzig, an dem, was man zu erreichen versuchte. Alles ist Masse, wir sind da, um sie zu formen.
Versuche sind blöd und endlos und erhaben und verdammt viel wert aber nichtig. Worüber denken wir nach, als darüber, warum wir sind? Ein kleiner Lapsus der Evolution, ein Manko in der Bestellung? Fragt euch! Was ist drin? Das Haus, der Herd? Was könnt ihr inzwischen bezahlen? Was seid ihr wert?
Warum noch tun? Sagen wir, wir sind nie da gewesen, nichts ist passiert. Treffen wir uns zum Fingernägel abkauen in Gruppen, gebundene Angst!
Es ist Oktober und schrecklich warm. Ich vertrage keine Sonne und die Nacht ist noch 5 Stunden fern. Alles ist überschattet vom Rausch von gestern und nichts ist mehr was wert, was ich tue.
Dieser Sommer dauert ewig, ewig pleite, ewig schwitzen.
Also doch noch knien, bevor es in diesem Jahr kalt wird? Religion aus Geldmangel? Aber ich mag kein Kopist sein.
Kakophonie von Scheitern. Die Melodie von Ungewissheit. Apokalyptische Texte, der Moment, an dem Dystopien entstehen. Wenn die Stromrechnung erstmal nicht bezahlt wurde, sitzt man alleine im Dunkeln und hat nichts als die eigenen Gedanken, um sich die Zeit zu vertreiben. Augen zu und Farben los!
Farben aus Kindheit, der Geschmack von Automatenkaugmmi, Klänge von Reue, der ewig alte Wunsch nach einer Zeitmaschine, oder wenn schon nicht die, dann wenigstens eine Gelddruckmaschine. Bei diffusem Kerzenlicht die Welt verfluchen.

(müsste K.)