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Dieser Blog ist ein Sammelsurium von Gedichten.

Samstag, 19. Juli 2014

Ödem an die Freude

Konfliktfrei kann der Mensch nicht leben. Wo kein Schatten, da keine Sonne. Ich würde gerne glauben, dass Hollywood die Schuld daran trägt, doch das Problem ist älter. Harmonie geht nur eine gewisse Zeit, dann fühlen wir uns unvollständig. Eine endlose Aneinandereihung von Glücksmomenten ist nicht erzählenswert, denn wo bleibt die Spannung? Von was sollen wir berichten und vor allem wem? Wer kann es aushalten so etwas hören zu müssen? Wir würden an unserem Glück vereinsamen.
Sobald wir den Egoismus, dieses "so wenig wie möglich von sich aufgeben", als Ursache enttarnt haben, ist der Punkt ohne Wiederkehr erreicht: wir können diese fiese Fratze - dieses Bild, das wir von uns haben, an dem wir so lange geschraubt und gebastelt haben - nicht mehr nicht sehen. Die einzige Angst, wenn alles gut ist, heißt: wo bleibe ich?
Wenn jeder Tag in Gleichförmigkeit ertrinkt, wollen wir raus, egal wie schön die Form auch ist. Als Gott die Menschen speiste mit so viel Manna, wie sie essen konnten, wurden sie satt, dann hatten sie es satt. Es ist ein Film, aber die erste Matrix war ein Paradies ohne Not und Elend. Niemand wollte sie haben. Die Menschen erwachten aus ihr, wie aus einem Alptraum, denn das konnte nicht sein. Der Gedanke, dass der Mensch im tiefsten Inneren von der Unmöglichkeit des Paradieses überzeugt ist und doch den Versprechungen darauf folgt ist wohl das Gegenteil von Camus Absurdem.
Glück ist nur kostbar und für uns als solches erkennbar, wenn es vergänglich ist. Nur etwas Seltenes finden wir schön. Auch ab von allem Neid, gönnt nur das Rare uns Freude, zaubert der Hauch uns ein Lächeln.
Die Eroberung ist nicht der größte Feind der Sehnsucht (sofern wir diese als etwas positives sehen). Die falsche Gewissheit und der Glaube an ein ewiges Fortdauern sind es. In der Geschichte war kein Sieg von Dauer, warum also sollte es zwischenmenschlich anders sein? Eine Beziehung ist nicht anderes, als eine genommene Festung zu halten, denn die Sehnsucht nährt uns mit Wünschen, die, wenn wir nicht zu bennenen vermögen, zu Groll wachsen. Groll gegen das, was wir ach so lange gesucht hatten, ja gefunden glaubten. Du kannst an der Erfüllung nur kurz schnuppern, denn sie ist nichts, als der falsche Hase auf der Hunderennbahn. Wenn du ihn fängst und nicht merkst, wie trügerisch deine Zufriedenheit ist, bleibst du geglaubt angekommen auf einer Puppe kauend im roten Sand liegen, während das Leben an dir vorbei zieht. Stehen bleiben ist uns nicht vergönnt.
Selbst ohne die Fesseln des Alltags, sind wir nicht frei, denn die Freiheit der Entscheidung, auch die etwas nicht zu tun, zwingt uns in eine neue Enge auf den höchtsen Gipfeln dieser Welt. Umso größer das Wasser ist, das du zu kreuten gedenkst, desto stabiler sollte dein Kahn sein, desto treuer deine Mannschaft.
Jede Entscheidung ist ein Mord an Möglichkeiten. So können wir akut & subjektiv das Richtige tun, werden aber auf lange Sicht feststellen, dass es richtig und falsch nicht gibt. Denn jedes Ja oder Nein öffent Türen vor und schließt welche hinter uns. Viel später werden wir erkennen, dass es auch anders gegangen wäre, besser, schneller, böser-schneller, über Leichen oder mit Stöcken in den Speichen um die Steine im Weg. Richtig und Falsch sind Substrate von Momenten, die wir ohne vergangene "Fehler" nie erlebt hätten.
Der einizge Fehler, den man meiner Meinung nach machen kann, ist sich selbst im Weg zu stehen, in dem man sich zu wichtig nimmt.

(müsste K.)