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Dieser Blog ist ein Sammelsurium von Gedichten.

Freitag, 13. Februar 2015

11.02.2015 4:18 Uhr


Bei der ersten Zigarette des Tages höre ich durchs offene Küchenfenster nur die Schreie eines sich streitenden Paares und das Klirren einer zerplatzenden Flasche. Von den bestimmt hundert Fenstern in meinem Hinterhof sind drei erleuchtet. Zwei davon mit dem Flimmern eines Fernsehers und eins beschlagen vom einzigen sich duschenden Menschen, in den letzten Zügen seines Morgenrituals.
Um 4:48 als ich mit dem besten Buch seit langem auf meiner Couch liege, startet mein Rechner von selbst und bringt kurz böse Gedanken und Paranoia in den Morgen, nur jetzt will ich davon nichts wissen. In dieser Stille ist ein Frieden verborgen, der mich völlig erfüllt und mir den Gedanken erlaubt, dass das wohl der Trost der Bäcker sein muss, von dem ich noch nie etwas gehört habe.
Pünktlich 6:00 Uhr ist die erste Kanne Kaffee leer. Ich schaue ständig auf die Uhr, weil ich es einfach nicht fassen kann, dieser frühen Stunde, die für mich eigentlich mit Qual verbunden ist, so viel abgewinnen zu können.

Bevor Zeit messbar wurde, war sie da, sie war da als etwas nur Fühlbares, dass sich so lange am Tod der Anderen festmachen lies, bis man selber dran war zu sterben. Diesen Zauber eines fühlbaren Flusses, den zwar alle in sich hatten, der doch aber für jeden in seiner Bedeutung und Schwere anders floss, hat man uns nicht so sehr mit der Messbarkeit, doch aber mit der Doktrin sich dem Ticken zu fügen zu haben, genommen.
Des Menschen Drang nach Wahrheit und Wissen, dem er mit der Philosophie ein sicheres Zuhause gegeben hatte, wurde durch die Wissenschaft in einen Glaskasten gesperrt, der keine Phantasie mehr zulässt und für alle sichtbar nackt und hässlich friert.
Die Welt zu entzaubern ist, was der Mensch am Besten kann. Wir wollen einfach nichts sein lassen, wie es ist. Nicht unsere Umwelt, nicht einander, nicht uns selbst. Seit unser Sein an die sich ständig wiederholende Folge von Zeigerstellungen gebunden ist, müssen wir alles immer neu und spannend und so überaus noch nie da gewesen machen.
Eigentlich messen wir damit nichts als den eigenen Verfall im Spiegel des sich um uns Erneuernden. Vielleicht baut der Moderne Mensch so viel aus Glas, weil er weiß, dass nicht in Stein gemeißelt ist. Er beruft sich auf Material, das sich nicht, wenn es einmal bearbeitet wurde, nie wieder anders verwenden lässt.
Die Skulptur von heute lässt sich recyclen. Der Mensch ist austauschbar, jeder übrigens. Denn die Rolle die wir zu spielen glauben, ist nichts als eine millionste Kopie ein Blaupause, deren Funken Originalität in einer Abfolge von Mausbewegungen bestand. Die Bühne des Lebens so leer wie der Zauschauerraum in diesem Haus und wir gehen nur noch mit gesenktem Kopf daran vorbei und fragen uns, was denn dieses Theater da soll?


(müsste K.)