Es ist wohl Resignation, was ich mit einkehrender Altersmilde
verwechsle. Ich kann so vieles nicht mehr hören und will dazwischen
gehen und mit einem guten Satz die Welt einreißen. Doch dann steht
da vor mir ein Mensch ohne Eigenschaften (Danke Mark Uwe Kling) und
ich beginne zu verstehen: lass ihn ziehen, das bringt nix.
Ich werde immer stiller und bin immer nur noch müde. "Die
Ideale sind alle geblieben, doch der Idealismus, der ist weg!"
(But Alive) Das stimmt, sehr sogar. Nur sagen das meistens Menschen,
die lange nichts gesagt haben. Ein Satz sie alle zu knechten, denn
erwidern mag darauf keiner was. Und so schweige ich und gähne bis
mir Tränen in die Augen schießen.
Pseudophilosophen predigen Küchenpsychologie und kommen damit
auch nur deswegen davon, weil selbst die Küchen heute Pseudo sind.
Psychologen erfinden Krankheiten um neue Medikamente zu verkaufen,
Philosophen konstruieren Probleme in den leeren Raum, damit es sie
noch ein wenig länger gibt, die Philosophen, nicht die Probleme und
mein Spülunterschrank ist nur beklebter Leim.
Wer alles glaubt, glaubt gar nichts, außer er subsumiert. Und so
glaube ich an die Allmacht des Dekonstruktivimus. Dem zu Grunde liegt
der Konstruktivimus, der sagt, das der Betrachter das Ding erschafft,
in dem er es wahrnimmt.
Für mich steckt da drin: Manchmal sehr schnell, oft aber erst
nach einiger Gärzeit, beginnt der Betrachter das Objekt zu
zerteilen, sei es ein Mensch oder ein Stuhl. Er erkennt die Fugen bei
denen alles zusammen geht und später weiß er sogar zu vermuten
woraus die einzelnen Teile bestehen und warum das da jemand jetzt so
da hin gestellt hat.
Vielleicht meinte Nils Koppbruch das, als er vom Loch in der Welt
sang. Das Ende der Faszination durch das Verstehen des Konstrukts.
Ein blauer Himmel kann zwar immer noch schön sein auch nach dem man
verstanden, warum er so aussieht, nur mystisch wird er nie mehr sein.
Irgendwann sind wir im Stande, uns nahe Dinge kaputt zu machen.
Alles, was wir wirklich lieben, können wir auf das Bestialischste
zerstören. Damit wir das nicht tun, sollten wir es gehen lassen.
Wenn wir das nicht tun, haben wir es nicht geliebt.
"And it all boils down, to one quotable
phrase: If you love something,
give it away." (Conor Oberst)
Ich kann so vieles nicht mehr hören. Jeder Tag ist ein mögliches
Massaker an morschen Schalen und von mir angenagten Masken. Jeden Tag
könnte ich ein Stück Verblendung töten. Doch ich wurde zu
freundlich erzogen - eigentlich bin ich nur zu feige allein zu
sterben.
Demenz! Ich kann noch nicht zurück in das Märchenschloss, aus
dem wir alle kamen, um durch Buntglasfenster eine Welt an mir vorbei
rauschen zu sehen, die ich nicht mehr verstehe.
Manchmal will ich hier raus, nur ist dieser Ort genauso gut wie
überall, um sich zu Hause einzuschließen. Es ist einfach zu lange
her, dass mich ein Mensch fasziniert hat. Ein Kind ohne neue
Legosteine, baut sich vor mir immer nur alles aus dem Gleichen auf.
Scheiße, ich habe verlernt mich zu wundern und zu staunen.
(müsste K.)
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