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Dieser Blog ist ein Sammelsurium von Gedichten.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Frei aus meinem Tagebuch (Rückfall; ein weiteres Mal "Antichrist Superstar" hören)

Das ich zugebe ein Junge gewesen zu sein, ist nicht schwach, denn ich war einer. Einer der raucht, trank und Auto fahren durfte. Eben aber auch einer, der einer weiblichen Scham nie nahe gekommen war. Eine Mutter die um Hilfe bittet, weil der Reißverschluss ihrer Jeans klemmt, zählt nicht.
Ich verbarg meine roten Haare mit schwarzer Farbe und mischte mich unter Menschen, bei denen Blässe immernoch als vornehm galt. Wie die Menschheit nach dem All strebt, ohne den Ozean zu kennen, wollte ich Haut, die nicht meine war, aber doch auf ihr. Ich wusste nicht recht was das von Selbstzweifeln geplagte Ding zwischen meinen Beinen zu tun im Stande war, "die Welt unter der Wäsche der Anderen" (I call dibbs on Copyright; MK Inc.). Alles, was die Nähe zum weiblichen Geschlecht betraf, war so verschwommen und unwahrscheinlich wie ein Harnröhrenorgasmus. Ich war eine böse, laufende Kopie der Poster meines Zimmers - alle sollten mich fürchten. Insgeheim wollte ich immer nur pünktlich nach Haus zum Essen, denn Mama kochte so gut.
Ich war ein Klischee, eie Übertreibung oder Weglassung, etwas fehlte, ein anderes war zu viel. Komm schon! Ich machte nachts Fotos auf Friedhöfen von kerzenhaltenden Frauen und wähnte mich deswegen schon halb in der Hölle, denn das waren die Neunziger, das war cool, zumindest wenn man "the beautiful people" verstand. So konnte ich mich in der Dunkelkammer verstecken, ich hatte einen Schlüssel zur Schule, die Telefonnummer vom Direktor und musste Fünftklässlern beibringen, wie man Negative entwickelt. Kurz: ich war ein Rebell; mit dem Gesicht im Spülbecken.
Neue Klasse, neues Glück. Ich habe dich gerochen, bevor ich dich sah. Alles an dir war so rein und unverbraucht, wie es mangels UV-Licht nur sein kann. Ich wusste es nicht besser. Der Rüpel in dir ahnte meine Neugier, roch mein Verlangen und sollte später darauf spucken. Ich habe bis heute - ich nehme euch die Spannung - nicht mit dir geschlafen, aber irgendwie bist du trotzdem auf mir gekommen.
Mein erster Besuch bei dir war wie eine Rückbesinnung auf meine Leiblingsbücher. Ein Kellerzimmer? Kerzen in Weinflaschen und der noch fremde Geruch von Gras. Ich dachte bis dahin wirklich, dass Spiegel ausschließlich an die Wand gehören.

Alles, nur nicht Mainstream werden!

Ich habe zum ersten Mal gesehen, wie Stoff die Verlängerung von Armen sein kann. Das hast du gut gemacht. In all meinem Zittern kam ich nicht auf den Gedanken, dass das für mich war, nein, das konnte nicht sein.
Als du nackt warst holte ich meine Kamera und machte die Blider, die du später, Weihnachten, deinem Freund schenken wolltest, nur um Schläge zu kassieren, weil jemand anders als er dich so sehen durfte. Eines jedoch war für mich, ich habe es bis heute.
Wir saßen auf deinem Bett und ich rauchte den ersten joint meines Lebens. Da ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte und wohl auch aus einem inneren Drang der Lage Herr zu werden, begann ich einen Monolog über die Unmöglichkeit mit dir zu schlafen und du warst meiner Meinung, denn damit hatte ich es versaut.
Wochen später, als du nackt durch den Regen weggerannt bist, weil du dachtest Aliens greifen die Erde an, habe ich einem Freund davon erzählt. Und genau das wirst du bleiben. Für jemanden, der mich nicht interessiert bist du Mutter oder Frau, aber für mich bist du immer diese Geschichte.

(müsste K.) (für A.L.)

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