[mk]
Mittwoch, 10. Juli 2013
Maskenball, eine Abrechnung
Es gehört sicher zu den schlimmsten Momenten im Leben, wenn man merkt, dass ein, wie man dann weiß, schlechter Mensch mit Maske ein Gutmensch ist und genau das war seit man ihn kannte. Das ist so eine tolle Verkleidung, dass selbst die PETA noch funktioniert, obwohl sie 100% aller eingefangen Dovermänner tötet, einfach nur weil es Kampfhunde sind, böse Tiere, früher waren Juden mal böse Menschen, aber lassen wir das.
Mein Misstrauen wächst immer, wenn ich merke, dass ein Mensch nur Hülle zu sein scheint. Also entweder im Kern etwas ist, dass er zu verbergen sucht, oder eben gar keinen Kern hat.
Ekelhaft ist das trotzdem, denn man, in diesem Falle ich, hat Zeit, Energie und, ja, Geld investiert, in einen Menschen, der enttäuscht und so zieht man sich unverrichteter Dinge von diesem Menschen zurück und soll dann auch noch ein schlechtes Gewissen haben. Denn: war man etwa zu kritisch oder sieht man das falsch? Aber nein, der wirkliche Grund für dieses schlechte Gewissen ist folgender: Dieser Mensch muss nun ohne mich leben und kann ich das überhaupt jemandem antun?
Man nimmt sich ihm weg, wie einem Kind einen Lutscher und jetzt muss er weinen, ach schade!
Nur habe ich begriffen, dass die Gedanken und der Raum, den sie im Kopf einnehmen, viel kostbarer sind, als Zeit. Also halte ich mich nicht mehr mit Überlegungen über die Richtigkeit meiner diesbezüglichen Entscheidung auf, denn am Ende gewinnt immer der Bauch.
Wenn ein Mensch zum Ertragen wird, dann muss er eben weg. Basta.
Solche, die festgestellt haben, dass Arroganz mehr schlecht als recht zum Übertünchen von Unsicherheit funktioniert und wenn dann nur bei Menschen, die das selber machen oder eben nicht die hellste Kerze auf der Torte sind, fallen gerne in neue Muster. Und jenes, alles zu Bemitleiden und schlimm zu finden und ständig allen zu helfen, verdeckt nichts weniger als einen Hilfeschrei. Denn wenn wir ganz ehrlich sind, ist Selbstlosigkeit ein fast so großes Märchen wie die bedingungslose Liebe.
Das Schlimme ist doch wirklich nur, dass, ich würde sagen, jeder Mensch ein Opportunist ist. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!“ Wir wechseln unseren Kurs, wenn der günstigere Wind uns unserem Ziel schneller näher bringt und vergessen unserer Werte, denn so sehr selbst ich das System verfluche, muss ich mit irgendetwas morgens meine Brötchen beim Bäcker bezahlen. Ich kann gerne gegen etwas sein, doch so lange ich es nicht stürze, muss ich mit und in ihm leben. Klar kann ich immer meckern, nur ändern wird das wenig. So lange die Mehrheit davon ausgeht, dass die Erkenntnis das Ende des Weges ist, wird sich nichts ändern.
Also gehen wir zurück ins ganz Persönliche, da haben wir scheinbar Macht. Wir suchen uns Menschen und zu denen sind wir von Anfang an nicht ehrlich und nennen es Anstand, weil wir unsere Gedanken für uns behalten, aus Angst das Gegenüber zu verletzen. NUR: das ist Scheiße, denn willst du mit einer Version eines Menschen, der auch nur eine Version von dir kennt, zusammen oder befreundet sein? Wäre es nicht viel logischer und zeitsparender von vorn herein die Karten auf den Tisch zu legen und einfach die Wenigen aus zu sortieren, die das auszuhalten im Stande sind?
Aber nein: wir verstecken, verbiegen und verstellen uns. Ist das denn nicht eigentlich der berühmte Weg des geringsten Widerstandes, den uns Mutti verboten hat zu gehen? Ich bin sehr gerne einfach der Mensch, der ich bin. Und was ihr Kackfressen davon denkt, ist mir egal und viel wichtiger: es darf mir egal sein, so lange ich euch das gleiche Recht gewähre. Das ist, wenn man so will, Kants erweiterter Kategorischer Imperativ. Oder warum lässt du im Restaurant ein Essen zurück gehen, sagst aber bei jedem von Freunden Gekochten „Hm Lecker“?
Ich habe mir zur Angewohnheit gemacht, dass wenn ich mich über eine Person auskotze, die nicht anwesend ist, ihnen dies am Tag danach zu sagen, oder schon gesagt zu haben. Das spart so viel Ärger und Zeit, ich könnte Lieder davon singen, wenn ich singen könnte.
Aus dem wirklich erschrockenen Staunen über die Erkenntnis, dass kein Mensch so ist, wie er sich gibt, habe ich gelernt zu versuchen, wenigstens für mich, dem entgegen zu wirken. Man nennt mich hart und unfreundlich, unfair und einen Nestbeschmutzer, aber ich kann so ruhig schlafen, dass mir Mutter Theresa noch eine High Five schuldet.
Was wir brauchen ist Mut und ich meine nicht den, anderen gegenüber zu stehen, sondern den, ehrlich zu sich zu sein, denn es stimmt, dass man nur lieben kann wenn man sich selbst liebt und Selbstaufgabe ist kein Geschenk, sondern Feigheit.
Und jetzt sitze ich an einem Tisch mit Freunden und muss Themen vermeiden, denn ich sehe den verbissenen Ausdruck in ihren Gesichtern, als sie merken, was mir auf der Seele brennt. Ich trinke aus und gehe. Ich trinke aus und gehe. Ich trinke aus und gehe, nein, ich tue es nicht. Ich bleibe, denn sonst wäre ich unverschämt. Ach ihr könnt mich alle.
(müsste K.)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen